Teenie schlägt zu: Portier erblindet

MÜNCHEN - Ein 17-Jähriger attackierte Portier mit einem Hammer und verletzte ihn so schwer, dass dieser erblindete – im Oktober muss sich der jugendliche Täter vor Gericht verantworten.
Seit dem Überfall ist Günter K. auf einem Auge blind; monatelang lag er im Krankenhaus. Ein 17-Jähriger hatte den Rentner, der in einem Hotel in der Innenstadt als Portier jobbte, halb tot geschlagen. Im Oktober muss sich Arthur A. deshalb vor dem Münchner Jugendgericht wegen versuchten Totschlags verantworten.
An seinen Arbeitsplatz im Hotel „Stollberg Plaza“ ist Günter K. nie mehr zurückgekehrt. „Ich versuche, mich nicht all zu oft an jene Nacht zu erinnern“, erzählt der frühere Maschinenbauingenieur. 40 Jahre hatte er im Ausland gearbeitet, vor allem in Asien. „Da waren einige gefährliche Gegenden dabei“, erinnert sich der heute 73-Jährige, „doch nirgendwo ist mir auch nur annähernd so etwas Schlimmes zugestoßen wie in München.“
Den Job als Portier hatte sich Günter K. besorgt, kurz nachdem er in Rente gegangen war. „Ich wollte nicht nur Zuhause rumsitzen“, sagt er. Sieben Jahre arbeitete er im „Stollberg Plaza“ – auch in jener verhängnisvollen Nacht des 21. Januar 2008.
Ein 17-Jähriger war über ein Fenster auf der Rückseite in das Hotel eingedrungen. Er schlich sich an den Pförtner heran und schlug ihn mit einem Hammer nieder. Die Zeitungsfrau fand Günter K. am nächsten Morgen. Mit schweren Kopfverletzungen kam der Münchner ins Krankenhaus. „Ich kann mich kaum an den Überfall erinnern“, erzählt Günter K. „das sind Spätfolgen meiner Verletzungen.“
Wochenlang lag er damals auf der Intensivstation. Es folgten Monate in einer Rehaklinik. Erst im Mai wurde er entlassen. Völlig gesund wird der 73-Jährige allerdings nie mehr. Auf einem Auge ist er blind – Folge der schweren Schädelverletzungen.
Mühsam kämpfte sich Günter K. mit Hilfe seiner Frau und seines Sohnes ins Leben zurück. „Ich gebe nicht auf“, erzählt er im Interview mit der AZ. Wenn am 9. Oktober vor dem Jugendgericht der Prozess gegen Arthur A. beginnt, ist er als Zeuge geladen. „Ich weiß nicht, ob ich das schaffe“, sagt Günter K. Über Arthur A., der kurz nach der Tat von der Polizei festgenommen wurde, mag er nicht reden. Der Jugendliche stand bereits fünf Mal vor Gericht, meist ging es um Schlägereien, Diebstahl. Diesmal lautet die Anklage auf versuchten Totschlag. Arthur A. hat bereits bei der Polizei ein Geständnis abgelegt. Weil er erst 17 ist, findet der Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Ihm drohen mehrere Jahre Gefängnis.
Ralph Hub