Tausende strömen in Mediamarkt - Staus und Verspätungen im Berufsverkehr

MÜNCHEN - Digicams, Kaffeemaschinen, Ipods - und das alles zum Billigpreis. Bis zum Abend strömten laut Mediamarkt 10000 Besucher in die weltgrößte Filiale in Haidhausen. Die Folge: Staus und Verspätungen im Berufsverkehr.
Donnerstag, kurz vor sechs Uhr an der Einsteinstraße 130: Der Morgen graut, Haidhausen schläft. Nicht so am neuen Einkaufszentrum „daseinstein“. Seit den Nachtstunden wachen Schnäppchenjäger an den Eingangstoren – und scharren innerlich mit den Hufen.
Oben, unten, rechts, links – Hauptsache hinein!
Der mit 10000 Quadratmetern und 100000 verschiedenen Artikeln weltgrößte Mediamarkt, will am Eröffnungstag mit unschlagbaren Kaufanreizen locken. Die wartenden Rentner hoffen auf billige Kaffeemaschinen und Staubsauger. Die ausharrenden Schüler wollen noch in der großen Pause Ipods und Digitalkameras präsentieren können.
Reinstürmen, zugreifen
Die Türen springen auf – die Beutejagd beginnt. Die laut Marktleitung mindestens 2500 Schnäppchenjäger stürmen nach innen, unten, oben – Hauptsache hinein, Hauptsache als erste. Michael Hren, Geschäftsführer der neuen Filiale, empfängt die ersten Kunden, schüttelt Hände, Mitarbeiter klatschen freundlich. „Ein sehr emotionaler Moment", sagt er.
Nicht nur für ihn. Wie geheime Schatzkarten studieren die Kunden die Prospekte, die alle Schnäppchen auflisten. Doch viele wollen nicht stöbern und bevorzugen eine Guerilla-Taktik: Reinstürmen, zugreifen und schnell weg.
Flachbildschirm für 500 Euro
Michael Remwart ist so einer. Mit zwei Staubsaugern in den Händen steht er nur zehn Minuten nach Ladenöffnung wieder an der Kasse. „Was es alles gibt, interessiert mich nicht", sagt der 60-Jährige. Gezielt habe er nach Staubsaugern gesucht. „Jetzt kann meine Frau einen nach Hause auf die Philippinen schicken", freut er sich. Dass die Portokosten für den weltreisenden Schmutzkiller teurer als dessen Kaufpreis sein könnten, stört ihn nicht.
Nicht alle sind zufrieden. Ein Kunde: „Nichts gegen Mediamarkt, Riesen-Aktion, aber im Internet gibt's vieles billiger." Auf den Sturm folgt bei ihm ein innerer Kampf. Mit leeren Händen zurückkehren? Dann wäre ja das frühe Aufstehen ganz umsonst gewesen.
„Mich kann nichts mehr schockiern“
Kundenberater Marco Gervai hat derlei Probleme nicht. Seit 15 Jahren arbeitet er bei Mediamarkt, viel könne ihn nicht mehr erschrecken, sagt er. Zusammen mit 200 anderen Mitarbeitern aus dem Bundesgebiet wurde er nach München beordert, um die hiesigen 130 Mitarbeiter zu unterstützen. „Alles läuft ganz zivilisiert ab, die Münchner sind relaxt", erklärt Gervai.
Am Berliner Alexanderplatz hatte 2007 ein ungeduldiger Mob die Filialeröffnung in ein Fiasko mit Prügeleien und Verletzten verwandelt. Derartiges blieb in München aus. Rund 80 Sicherheitsleute und 24 Polizisten sorgten für Ordnung. Mehr als 10000 Besucher strömten laut Mediamarkt während des Tages in die neue Filiale. Wegen des Andrangs kam es laut MVG zu erheblichen Verspätungen bei den Buslinien rund um den Leuchtenbergring und Bogenhausen. Viele Pendler steckten im Stau. Nicht alle hatten Staubsauger oder Kaffeemaschinen an Bord.
rke