Tatwaffen: Messer und Hantel?

Beim Doppelmord an den Kraillinger Mädchen gibt es keinen Anhalt für sexuelle Motive – und keinen konkreten Tatverdacht
von  ill, ah, nk, rah

Beim Doppelmord an den Kraillinger Mädchen gibt es keinen Anhalt für sexuelle Motive – und keinen konkreten Tatverdacht

München/Krailling - Jetzt sind auch die Kanarienvögel weg. Die waren der ganze Stolz von Sharon. Die Tiere hatten sich in ihrem Käfig am Fenster der Kraillinger Wohnung sogar vermehrt; das Mädchen hatte sich fürsorglich um die Vögel gekümmert. Jetzt sind Sharon (11) und ihre Schwester Chiara (8) tot. Sie sind brutal ermordet worden.

Am Freitagnachmittag hat die Polizei den Käfig mit den Vögel fortgebracht. Jemand anders muss sich jetzt darum kümmern. Die furchtbare Tat in Krailling hat selbst altgediente Polizisten erschüttert. Der Anblick in der Wohnung muss grauenvoll gewesen sein. Oberstaatsanwältin Andrea Titz spricht von „vielfältigen Gewalteinwirkungen verschiedener Art”. Der Mörder hat offenbar ein Messer verwendet, das am Tatort gefunden wurde.

Auch von „stumpfen Gewalteinwirkungen” ist die Rede. Nach AZ-Informationen kommt eine Hantel als weitere Tatwaffe in Betracht. In Vernehmungen hat die Polizei gezielt danach gefragt. Mehr als 30 Menschen sind inzwischen vernommen worden, darunter der Vater der beiden Mädchen. Er lebt von der Mutter getrennt, soll sich aber um die Töchter gekümmert haben.

Es gebe nach allen Gesprächen noch „keinen konkreten Tatverdacht”, sagt Oberstaatsanwältin Andrea Titz. Zu den Vernommenen gehören auch Gäste, die am Mittwochabend in der Kraillinger Musikkneipe „Schabernack” waren. Dort, rund 100 Meter von der Wohnung entfernt, hatte sich die Mutter der Mädchen ab 22.30 Uhr aufgehalten. Ihr Lebensgefährte betreibt das Lokal.

Etwa um 1Uhr schloss die Kneipe. Laut Ermittlungen der Polizei waren Anette S. und ihr Partner danach allein im „Schabernack”. Als sie gemeinsam gegen 4.40 Uhr in die Wohnung kamen, fanden sie die Kinder leblos vor. Die Mädchen waren in der Nacht unbeaufsichtigt in der Wohnung geblieben.

„Die Haustüre war nicht versperrt und von außen mit einem Drehknopf zu öffnen”, sagt ein Polizeisprecher. Gewusst haben kann das gewiss nicht jeder: Um in die Wohnung zu gelangen, muss man erst über den Hof gehen, die Eingangstür liegt an der Rückseite des Hauses. Die zum Tatort gerufenen Polizeibeamten versuchten am Donnerstagmorgen vor Ort noch eine Reanimation der beiden Schwestern. Vergeblich.

Eine Obduktion ergab bisher keinen genauen Todeszeitpunkt. Anhaltspunkte für ein Sexualdelikt gibt es laut Staatsanwaltschaft nicht. In Ermittlerkreisen heißt es, angesichts der Brutalität, mit der die Kinder erstochen und erschlagen worden sind, komme ein starkes emotionales Motiv in Frage. Das passe zu einer Beziehungs- wie zu einer Sexualtat. Aber für beides gibt es noch keine Hinweise.

Die Münchner Polizei hat die Sonderkommission „Margarete” gegründet – benannt nach der Straße, in der das Verbrechen geschehen ist. Das Bayerische Landeskriminalamt hat für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, eine Belohnung von 5000 Euro ausgesetzt.

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