Tattoo-Erkennung aus 50 Metern: Neue Kameras machen die Wiesn sicherer

Über 54 Videokameras verfügt die Polizei auf dem Oktoberfest. 36 sind ausgetauscht, die komplette Videoanlage ist modernisiert worden. Dazu gibt’s neue, leistungsstärkere Server und eine große Video-Wand auf der Wiesnwache, mit der man alles im Blick hat
Ralph Hub |
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Innenminister Joachim Herrmann (li.) in der Einsatzzentrale der Wiesnwache vor der hochmodernen und nagelneuen Videowand, auf der die Beamten das Geschehen auf der Theresienwiese verfolgen können.
Innenminister Joachim Herrmann (li.) in der Einsatzzentrale der Wiesnwache vor der hochmodernen und nagelneuen Videowand, auf der die Beamten das Geschehen auf der Theresienwiese verfolgen können. © Ralph Hub
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Das Auge des Gesetzes wacht ab jetzt mit viel schärferem Blick über die Sicherheit auf der Wiesn. 36 der insgesamt 54 Überwachungskameras sind ausgetauscht und modernisiert worden, dazu erhielt die Wiesnwache in ihrer Einsatzzentrale eine nagelneue Video-Wand, auf dem die gestochen scharfen Bilder in Echtzeit auflaufen. Kostenpunkt der Nachrüstung: knapp 360.000 Euro.

"Die Kameras sind auf dem neuesten Stand der Technik“, sagt der Chef der Wiesnwache, Christian Schäfer. 360-Grad-Rundumsicht, gestochen scharfe Bilder, hohe Auflösung. Den elektronischen Augen entgeht Tag und Nacht fast nichts. Die Kameras liefern selbst bei schlechten Lichtverhältnissen Aufnahmen in erstklassiger Bildqualität. Möglich machen das die hohe Lichtempfindlichkeit der Optiken sowie eine kontrastreiche Auflösung.

Blitzschneller Zoom an Details möglich

Zwei Operatoren in der Einsatzzentrale der Wiesnwache sitzen vor einer großen Video-Wand mit sechs Monitoren. Sie haben immer den Überblick. Sie können sowohl die Menschenmassen auf den Straßen der Festwiese im Auge behalten, im Bedarfsfall können sie aber auch blitzschnell an einzelne Personen oder Details zoomen.

"Wenn wir am Monitor sehen, dass am Hügel an der Bavaria die Hand eines Mannes zu einer Frau im Gras wandert“, so Christian Schäfer, "können wir sofort reagieren und eine Einsatzgruppe hinschicken.“ Das alles passiert in Echtzeit, modernste Überwachungstechnik macht’s möglich. Wobei das Präsidium betont: KI wird auf der Wiesn zur Gesichtserkennung noch nicht verwendet.

Die erste Infos liegen vor, bevor die Polizeistreife ankommt

Wer als Zeuge eine Schlägerei auf dem Oktoberfestgelände beobachtet und den Polizeinotruf, die 110, wählt, landet in der Wiesnwache. Die Operatoren können den Standort des Mitteilers über dessen Handy orten und Kameras entsprechend ausrichten. Damit hat die Wiesnwache bereits die ersten Bilder vom Geschehen vorliegen, noch bevor Streifenbeamte vor Ort sind.

Alle Videoaufnahmen werden gemäß der Datenschutzbestimmungen 21 Tage lang gespeichert und dann wieder gelöscht – wenn sie nicht für Ermittlungen gebraucht werden. Die Aufnahmen sind so hochauflösend, dass sie später auch vor Gericht in einem Prozess als Beweismittel verwendet werden können. "Man kann selbst aus 50 Meter Entfernung noch an einer Person ein Tattoo erkennen und identifizieren“, erklärt Polizeipräsident Thomas Hampel die Feinheiten des neuen Systems.

Sechs große Monitore verschmelzen zu einem

Insgesamt 36 Kameras der Typen "Panomera“ und "PTZ“ wurden angeschafft. Mit ihrer Hilfe lassen sich große Menschenströme wie am Wochenende auf dem Oktoberfest im Auge behalten, aber auch einzelne Personen. Es handelt sich um ein ähnlich hoch entwickeltes Kamerasystem, wie es in der Allianz-Arena im Betrieb ist, sowie im Alten Botanischen Garten oder am Stachus.

Die Einsatzzentrale der Wiesnwache wurde zudem mit neuen, leistungsstärkeren Servern, verbessertem W-Lan und der großen Video-Wand ausgerüstet. Sie umfasst sechs Monitore, die einzeln angesteuert oder zu einem großen, hochauflösenden Panoramabild zusammengefasst werden können.

Landtags-CSU hat Hunderttausende Euro besorgt

So viel Hightech hat ihren Preis. "Das Präsidium hat tief in die Tasche gegriffen“, sagte Polizeipräsident Thomas Hampel. Genau gesagt geht es um 357.000 Euro. So viel Geld hat im Präsidium natürlich niemand herumliegen. Es hat die CSU-Fraktion im Landtag aufgetrieben.

"Mit dieser wichtigen Investition wird die Sicherheit auf dem Festgelände weiter verbessert“, betonte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Freitag bei einem Rundgang durch die Wiesnwache.

Rund 1800 Einsätze absolvieren die 600 Polizistinnen und Polizisten auf der Wiesn während der 16 Festtage. Davon sind 750 bis 1000 Straftaten wie Schlägereien, sexuelle Übergriffe, Diebstahl und ähnliche Delikte.

Dieses Jahr ist es etwas ruhiger als üblich. Nach dem Bilderbuchstart mit Sommertemperaturen am Wochenende schwächelt das Wetter. Daher sind es bisher rund 500 Einsätze auf dem Oktoberfest, rechnet der Chef der Wiesnwache vor, darunter bisher etwa 200 Straftaten.

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