Suspendierter Sex-Priester: Jetzt arbeitet er in München
MÜNCHEN - Er war Vize-Chef des Seminars im österreichischen St. Pölten und musste nach einem Sex-Skandal gehen: Priester Wolfgang R. soll in homosexuelle Beziehungen verstrickt gewesen sein, Orgien und Pornos soll es in dem Seminar gegeben haben. Jetzt ist Rothe zurück – als Seelsorger im Caritas-Altenheim St. Michael.
Pornos auf Computern – vor vier Jahren erschütterte der Skandal Österreich. Auch der Vize-Chef des Seminars in St. Pölten, Wolfgang R., musste damals gehen. Wie seinem Vorgesetzten wurde ihm vorgeworfen, homosexuelle Beziehungen im Seminar geduldet zu haben und sogar selbst darin verstrickt gewesen zu sein. Jetzt ist der deutsche Geistliche zurück – als Seelsorger in München.
„Ja, das stimmt“, bestätigt Konrad Heininger, Pfarrgemeinderatsvorsitzender von St. Michael in Perlach der AZ einen Bericht des „Spiegel“. Auch die Vergangenheit von Wolfgang R. „ist uns bekannt“. Ansonsten „kein Kommentar“.
Im Erzbischöflichen Ordinariat hat die Nachricht auch Wirbel verursacht. Dort wird jetzt die Personalie Wolfgang R. „geprüft“.
Ahnungslose Heimbewohner
Doch in München tut der Priester trotzdem seinen Dienst. Er ist als Seelsorger im Caritas-Altenheim St. Michael tätig, wohnt dort im Zimmer 004 im Erdgeschoss der Seniorenanlage. Und die Heimbewohner scheinen von der Vergangenheit des Pfarrers nichts zu ahnen. Eine Frau erzählt: „Er ist seit 14 Tagen da, leitet täglich die Gottesdienste. Das ist ein sehr sympathischer Mann.“
Fakt ist: 2004 wurden dem österreichischen Magazin „Profil“ Fotosmit intimen Szenen aus dem Priesterseminar St. Pölten zugespielt. Darauf war auch Wolfgang R. in inniger Pose mit einem Studenten zu sehen. Ob „Zungenkuss“ oder nicht sollte sogar ein Sachverständiger klären. Wegen angeblicher Sex-Partys schickte schließlich Papst Johannes Paul II. zur Aufklärung des Falls seinen Vertrauten Klaus Küng nach St. Pölten. Im Zuge der Ermittlungen fanden die Fahnder auch jede Menge Kinderpornographie auf den Computern des Seminars. Daraufhin wurde es geschlossen, auch der zuständige Bischof Kurt Krenn musste auf Druck aus Rom gehen.
Jetzt ist Wolfgang R. zurück. Fraglich bleibt jedoch, ob der Vize-Seminarleiter von früher überhaupt als Priester tätig werden darf oder nicht doch vom Dienst suspendiert ist. „In Wirklichkeit ist Wolfgang R. aus strategischen Gründen freiwillig zurückgetreten“, behauptet Felizitas Küble vom Christoferuswerk, selbsternannte Kämpferin für Wolfgang R.. „Er war nie suspendiert und ist nicht suspendiert.“
Ganz so sicher scheint sich die katholische Kirche selbst in dieser Sache aber nicht zu sein. Denn im Erzbischöflichen Ordinariat muss die Personalfrage jetzt „erst gewissenhaft recherchiert werden“.
DanielAschoff, Barbara Brießmann
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