Surfer sauer: Hat die Stadt die Eisbachwelle zerstört?
Bei der Eisbachwelle ist gerade ganz schön der Wurm drin: Eigentlich fehlt der Surf-Hotspot auf keiner Liste zu den Top-Sehenswürdigkeiten Münchens und steht für das Lebensgefühl der Stadt.
Zuletzt mussten die Surfer allerdings zwei Wochen auf dieses Lebensgefühl verzichten. Der Grund: eine Bachauskehr. Am Wochenende hatten sich viele Surfer wieder auf die Freigabe des Eisbachs gefreut. Am Freitag wurde außerdem eine neue Beleuchtungsanlage, ein über elf Meter hoher Mast für erhöhte Surf-Sicherheit im Dunkeln, in Betrieb genommen.
Eisbach nach Bachauskehr unsurfbar: Pegel zu tief?
Die Wiedereröffnung der Welle fiel jedoch ins Wasser – wortwörtlich. Der Wasserpegel war nämlich so tief gefallen, dass das Surfen unmöglich war. Am Sonntagmittag erreichte das Wasser einen Tiefstand von 1,21 Meter. Ideal zum Surfen wären 1,50 Meter. Wegen des niedrigen Pegelstands kommt keine Welle zustande.
Am Montagvormittag hat sich die AZ auf Erkundungstour an den Eisbach begeben. Pegelstand zu der Zeit: 1,44 Meter – fast wieder normal. Auch der gemessene Wasserabfluss von 25,2 Kubikmetern pro Sekunde ist ein Normalwert. Von einer Surferwelle fehlt jedoch jegliche Spur.
Adrenalingeladene Wellenreiter in Neoprenanzug mit Surfbrett unter dem Arm sucht man ebenfalls vergeblich. Nur Surfer Jan Vogt steht bei der Einstiegsstelle – bedröppelt und in Freizeitklamotten. Minutenlang blickt der 41-Jährige wie hypnotisiert aufs Wasser, schüttelt hin und wieder seinen Kopf: "Eigentlich wollte ich heute oder morgen Surfen gehen, aber das wird wohl nichts."
Vogt, in der Au geboren, kennt sich aus mit Wellen. Nicht nur, weil er seit 25 Jahren auf der Eisbachwelle surft, sondern auch, weil er 17 Jahre lang für den Extremsportler Jochen Schweizer die sogenannte "City Wave" mitbaute. Das ist ein künstlich erzeugter, stehender Indoor-Wellenpark zum Surfen in Taufkirchen nördlich von München.
"Wenn umgegraben wird, verändert sich der Wasserstand"
Surf-Spezialist Vogt erklärt: "Wenn, wie zuletzt bei der Bachauskehr, umgebaut oder umgegraben wird, verändert sich der Wasserstand." Eine Welle wie die am Eisbach sei "sensibel". Vogt fügt hinzu: "Das sieht nun endlich auch die Stadt."
Ob er glaubt, dass es was wird mit dem Surfen in den nächsten Tagen? Vogt schnaubt: "Nur, wenn die Stadt die richtigen Leute an den Kanal lässt und auch mal die Surfer mit einbindet." Für die Surfer-Gemeinschaft sei die fehlende Welle "richtig ärgerlich".

Ein weiterer Surfer, seinen Namen möchte er nicht nennen, gesellt sich dazu: "Ich war heute stattdessen auf der E2 surfen." Die "kleine Eisbachwelle" ist seit 2012 im Betrieb. Zu ihr gelangt man nur noch erschwert. In diesem Frühjahr haben Anwohner der E2 einen Zaun direkt am Ufer aufgestellt. Eine Ersatzlösung für die Surfer ist das nicht.
"Keine Beschädigungen festgestellt"
Wie erklärt man sich beim zuständigen Baureferat die fehlende Welle? Bei der Bachauskehr, erklärt das Referat auf AZ-Nachfrage, werde das "das Bachbett von Unrat und Sedimenten befreit, die sich am Grund ablagern". Bei abgesenktem Wasserspiegel würden auch "erforderliche Reparaturen ausgeführt", weil "durch mitgerissenes Treibgut Schäden an Böschungen, Dämmen und Brücken entstehen können". Das Referat erklärt aber auch ausdrücklich: "Bauliche Veränderungen an der Eisbachwelle oder ihrer Seitenbereiche wurden bei der Bachauskehr nicht vorgenommen."
Auch nach nochmaliger Überprüfung am Montagvormittag "auf Bitte des Oberbürgermeisters" habe man "keine Beschädigungen" feststellen können.
Nach dem Öffnen der Schleusen nach einer Bachauskehr müsse sich das gesamte Gewässersystem immer erst wieder vollständig auffüllen, "dies nimmt in der Regel einige Zeit in Anspruch".
"Heute weist der Eisbach wieder den gewöhnlichen Pegelstand auf", heißt es weiter, "die Surferwelle ist leider bisher nicht vorhanden."
Kurzum: Auch im Baureferat kann man sich das Ausbleiben der Surfwelle nicht erklären.
Auf dem Wasser bleibt es also vorerst leer. In Flussrichtung links stehen zwei dunkel gekleidete, groß gewachsene Männer. Ihre Blicke sind aufmerksam auf das Geschehen rund um den Eisbach gerichtet. Sind das etwa Securitys, die darauf schauen, dass niemand etwas in den Eisbach schmeißt?
Erneute Nachfrage beim Baureferat. Seit Juni 2025 hat die Stadt München einen externen Dienstleister "mit der Einhaltung der geltenden Sicherheitsregeln" betraut.
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