Strompreis und Schweiß: Münchner Fitnessstudios in der Krise
München - Steigende Energiekosten machen Fitnessstudios zu schaffen. Wie geht es den Betreibern nach Corona in dieser neuen Krise? Und kommen Mitglieder jetzt zum Gratis-Duschen?
Boxwerk: "Wir sind keine Warmduscher"

Nick Trachte vom Boxwerk: "Wir Boxer sind zwar keine Warmduscher, aber bis jetzt habe ich das Warmwasser noch nicht abgedreht. Ich versuche generell, bewusst mit unserem Planeten und Ressourcen umzugehen, insofern hat sich da nicht viel geändert. Ich bemerke momentan einen Anstieg der Probetrainings. Neben unserem Herzstück, dem klassischen Boxtraining, haben wir unser Athletik-Angebot aufgestockt. Außerdem hat sich mein langjähriger Traum erfüllt und die Werkbar ist nun seit zwei Wochen, Montag bis Samstag, in den regulären Betrieb gegangen. Das spricht sich nun auch immer mehr rum."
"Menschen brauchen einen Ausgleich in Krisenzeiten"
"Einfach ist es sicher nicht, und man muss auch selbst etwas für eine positive Veränderung tun. Dann kommen die guten Zeiten auch wieder! Mein Papa hilft im Boxwerk, wo er kann, und ist die Eminenz im Hintergrund. Seit Frühjahr 2020 ist es nicht einfach im Box-Business. Umso mehr brauchen die Menschen in diesen Krisen-Zeiten ein Ventil und eine stabile Verbindung von Körper und Geist. Besonders die Sommermonate 2022 waren fürs Boxwerk heftiger als die vorangehende Zeit. Viele müssen ihre Mitgliedschaft kündigen, weil sie ihren Job verloren haben oder aus München wegziehen müssen. Andere haben Angst wegen der Inflation." Schwindstraße 14
Studio 12: "Wir wollen erst sehen, wie es sich entwickelt"

Tanja Krodel, Inhaberin Studio 12: "Vor Corona waren wir deutlich ausgebuchter als momentan. Die meisten unserer Kunden hatten einen festen Rhythmus. Seit Corona hat sich das aufgeweicht. Wir wissen noch nicht, wie sich steigende Energiekosten auf uns auswirken. Preise haben wir nicht erhöht. Zunächst wollen wir sehen wie es sich entwickelt. Bei uns gibt es ein gepflegtes Ambiente. Es wurde schon immer desinfiziert, auch vor Corona-Zeiten. So hatten wir schon immer einen hohen Anspruch an Sauberkeit und Hygiene. Bei uns gibt es hoch qualifizierte Trainer und Trainerinnen. Und unser Studio ist für viele ein zweites Zuhause."
"Seit Corona viele Sportmuffel"
Anja Riesenberg, Inhaberin: "Leider sind seit den Corona-Zeiten viele zu Sportmuffeln geworden. Viele sind lethargisch. Wir bieten athletisches Training, tänzerische Elemente, Pilates und Yoga. Ein athletisches Ganzkörpertraining macht man bei uns für 60 Minuten. Wir haben außerdem das Konzept der Ballettstange aus NYC als Erste nach München gebracht. Wir bieten zudem etwa Pilates, Yoga, Männerzirkel und Angebote für Mütter und Babys. Die Lage ist aktuell nicht wie vor Corona. Der Wunsch ist, dass wir dort wieder hinkommen.
Wir haben keine speziellen Maßnahmen zum Energiesparen, außer, dass wir Lichter nicht brennen lassen, wo es nicht erforderlich ist. So haben wir noch nie überheizt, wir haben keine Sauna. Zu wünschen ist, dass alles, was präventiv ist, mehr seitens der Politik unterstützt wird - das wäre schön." Possartstraße 12
My Sportlady: "Denken über Solaranlage nach"

Jasmin Kirstein, Chefin bei My Sportlady: "Es nimmt bei uns einen sehr guten Aufschwung nach der Phase der Schließung. Viele haben an Gewicht zugenommen, haben Rückenschmerzen und sind erschöpft. Jetzt wieder andere Frauen zu treffen und beim Sport zu sein, macht vielen Freude. Es geht bei uns auch darum, das Immunsystem zu stärken und was für sich zu tun. Bei uns laufen auch die Saunen den ganzen Tag. Wir sind im Gespräch mit unserem Vermieter, ob wir auf dem Dach eine Solaranlage aufstellen dürfen.
"Sport und Sauna stärken das Immunsystem"
Wir rüsten natürlich auch um. So gibt es Bewegungsmelder und LED, damit wir Energie sparen. Kundinnen machen auch Energiesparvorschläge, es gibt ein bewusstes Denken in der Gesellschaft. Unser Fokus liegt auf der Gesundheit für Frauen. Im Team sind auch eine Ärztin, Osteopathin, Physiotherapeutin und eine Hebamme. Wir haben 2000 Quadratmeter für Sport und Entspannung und bestehen schon seit 38 Jahren. Wir gehen ganz individuell auf die Lebensphasen der Frauen ein." Klenzestraße 57b
Gold's Gym: "Den Verbrauch gering halten"

Pierre Geisensetter, Kommunikationsleiter bei Gold's Gym: "Im Herbst steigen regelmäßig die Besucherzahlen in unseren Studios. Damit ändert sich auch der Energieverbrauch. Wir sind uns der aktuellen Situation angesichts steigender Kosten durchaus bewusst und reagieren selbstverständlich auf die Vorgaben der Bundesregierung. Uns liegt daran, den Verbrauch in unseren Studios so gering wie möglich zu halten. Als weltweit größter Fitnesskonzern ist es momentan wichtiger denn je, mit Ressourcen bewusst umzugehen, aktiv einen Beitrag zu leisten und Energie einzusparen." Berg-am-Laim-Straße 111
Fitness First: "Reduziertes Sauna-Angebot"

Eric Simon, Chef von Fitness First Haidhausen: "Im Moment ist viel los bei uns im Club, wir spüren seit Sommer 2021 deutlich einen positiven Trend zur Erholung. Wir haben in der unmittelbaren Zeit nach den Lockdowns massiv in neue Geräte investiert. Wir haben auch komplett neue Böden auf der Trainingsfläche. Zusätzlich haben wir verstärkt neues Personal eingestellt und die Weiterbildung gefördert, denn unser oberstes Ziel ist: Wir motivieren Menschen. Das ist unsere DNA. Wir sind zufrieden mit der aktuellen Situation und merken: Die Leute haben wieder mehr Lust darauf, Sport zu treiben. Wir blicken zuversichtlich nach vorne, denn im Winter sind die starken Monate.
"Unsere Mitglieder machen Vorschläge zum Energiesparen"
Bei Fitness First versuchen wir natürlich auch, Energie zu sparen, um unseren Anteil als Unternehmen zu leisten und um gleichzeitig den stark ansteigenden Energiepreisen etwas entgegenzusetzen. Dazu behalten wir über alle Clubs hinweg flächendeckend die Energiekosten im Blick und haben bereits Kostensenkungsprogramme in unseren Clubs eingeführt. Es kommen auch Vorschläge von unseren Mitgliedern zum Energiesparen, hier wollen alle mit anpacken. Dabei versuchen wir, so wenige Einschränkungen wie möglich für unsere Mitglieder vorzunehmen. Wir haben das Nutzungsverhalten unserer Mitglieder analysiert und reduzieren das Saunaangebot in den Zeiten, in denen kein oder nur sehr wenig Betrieb vorherrscht. Im Studio in Haidhausen kann die gemischte Sauna zum Beispiel von 9 bis 21.30 Uhr von den Mitgliedern genutzt werden.
"Wir wollen den Leuten etwas bieten"
Natürlich sind auch wir, wie jedes andere Unternehmen und jeder private Haushalt in Deutschland, von den extrem steigenden Energiekosten stark betroffen. Wir nehmen uns diesem Thema an und prüfen genau, welche Lösungen uns helfen, Energie und Kosten einzusparen. Bei den Duschen gibt es schon lange eine Start-Stopp-Automatik, damit wird achtsam umgegangen. Unser Pool hat immer noch die Temperatur von 27 Grad, hier hat sich nichts geändert. Das kostet viel Geld, aber wir wollen den Mitgliedern etwas bieten. Wir haben auch Heiz- und Lüftungskonzepte." Einsteinstraße 130
Fit-Star: "Wir denken über höhere Mitgliedsbeiträge nach"

Markus Giegold, Chef von Fit-Star in München: "Es läuft fantastisch bei Fit-Star in München. Wir haben deutliche Zuwächse seit einigen Wochen. Die Nachfrage hat sich stark verschoben, verstärkt junge Leute sind da. Es gibt großen Nachholbedarf, da ein Jahr aufgrund von Corona-Regeln geschlossen gewesen ist. Umso mehr freut uns die derzeitige Situation bei uns. Natürlich kann keiner in die Glaskugel schauen und wissen wie es wird, wenn der Geldbeutel leerer wird, das lässt sich schwer einschätzen. Sauna und Schwimmbäder haben wir nicht. Wir gewährleisten das Wesentliche, Training an hochqualitativen Geräten.
"Wir leben Fair Play"
Was das Duschen bei uns in den Studios betrifft, setzen wir auf Fairplay. Wir leben Fair Play. Es dürfte fast kein Problem geben, wenn wir die Räume etwas kühler regeln, da die Kunden trainieren. Wir denken drüber nach, die Mitgliedsbeiträge zu erhöhen, weil wir enorm gestiegene Kosten haben, auch aufgrund teurerer Mietkosten. Diese treffen uns noch mehr als die Energiepreise. Man muss allerdings die Verhältnismäßigkeit sehen, wenn es um eine Mitgliedsbeitragserhöhung im Rahmen von zwei bis drei Euro geht - vor allem, wenn der bisherige Preis günstig war. Man muss es trotzdem moderat machen, weil das Budget der Leute nicht mit allem mitsteigt. Und man muss es als Unternehmen teilweise aushalten, mit der Hoffnung, dass es kurz- und mittelfristig wieder besser wird." Mehrere Standorte, z.B. Thomas-Dehler-Str. 16-18.
- Themen:
- München