Streit um Weihnachtsmarkt in München eskaliert: "Ich hatte Todesangst"

Beim queeren Christkindlmarkt Pink Christmas in München sind Anti-Terror-Sperren aufgestellt, diese werden aber regelmäßig umgefahren und es gibt Streit mit Taxi- und Autofahrern. Mit gefährlichen Folgen.
von  Daniel von Loeper, Hüseyin Ince
Pink-Christmas-Veranstalter Robert Maier-Kares (l.) und sein Mann Marcus Maier-Kares, der unter Schock steht.
Pink-Christmas-Veranstalter Robert Maier-Kares (l.) und sein Mann Marcus Maier-Kares, der unter Schock steht. © Daniel von Loeper

München - Seit fast 20 Jahren wird der alternative Weihnachtsmarkt Pink Christmas auf dem Stephansplatz gefeiert. Veranstalter der ersten Stunde ist Robert Maier-Kares. Täglich schiebt er mit seinem Partner Marcus Maier-Kares die L-förmigen Barrieren vom Hersteller Pitagone vor die Stephanstraße, damit rundherum Schutz herrscht, während der Markt täglich von 16 bis 22 Uhr stattfindet (Wochenende 14 bis 22 Uhr).

Es ist eine Auflage der Stadt, seit dem tödlichen Anschlag vom Berliner Breitscheidplatz am 19. Dezember 2016. "Pitagone können 40-Tonner aufhalten", erzählt Maier-Kares. Wenn jemand versucht, drüber hinwegzufahren, verzahnen sie sich mit dem Unterboden der Fahrzeuge, bringen die Reifen zum Platzen und das Auto oder den Laster zum Stehen. Doch offenbar können sie Taxler nicht aufhalten.

An dieser Terrorsperre ist Reifen einer flüchtigen Person geplatzt.
An dieser Terrorsperre ist Reifen einer flüchtigen Person geplatzt. © Daniel von Loeper

Sicherheit auf dem Christkindlmarkt: Warum Taxifahrer in München die Barrieren umgehen

"Sie steigen aus, drehen die Pitagone um 90 Grad und nehmen die etwa 100 Meter lange Stephanstraße als Abkürzung zwischen Pestalozzi- und Thalkirchner Straße", erzählt Robert Maier-Kares. Auch Gespräche mit den Taxlern hätten nicht geholfen. "Da kommen dann nur wieder homophobe Sprüche", sagt er.

Bei den Taxi-Dachorganisationen weiß man von nichts. Und das, obwohl Maier-Kares schon bei der Taxizentrale angerufen hat, um vom Rechtsbruch der Taxler (und auch Uber-Fahrer) zu erzählen. "Bei einem der Anrufe hat der Mann gesagt, das sei ihm jetzt egal" – und habe dann aufgelegt, erzählt Maier-Kares. "Natürlich sollten sich Taxifahrer an die Straßenverkehrsordnung halten, so, wie sie es beigebracht bekommen und nicht eigenmächtig Barrieren verschieben", sagt der Leiter der Taxizentrale, Marco Ugler.

Die mobilen Sperren können 40-Tonner aufhalten.
Die mobilen Sperren können 40-Tonner aufhalten. © Daniel von Loeper

Pink-Christmas-Veranstalter befürchtet Gefährdung der Weihnachtsmarkt-Besucher

Der Pink-Christmas-Veranstalter weiß nicht weiter. Er glaubt, es sei nur eine Frage der Zeit, bis etwas Schlimmeres passiere, denn: "Weil sie die schweren Pitagone nicht ganz verschieben können, fahren sie dann halb über den Gehweg, wo die Besucher des Weihnachtsmarktes stehen", sagt er.

Zuletzt eskalierte es laut Maier-Kares bereits, zwar nicht mit einem Taxler, aber mit einer anderen Autofahrerin, die über die Stephanstraße abkürzen wollte, während Marcus Maier-Kares eine der Pitagone auf die Straße schob. "Sie fuhr über meinen Fuß, schleifte mich kurz mit. Ich hatte Todesangst", erzählt Marcus Maier-Kares. Mit leichten Prellungen kam er davon. Die Polizei konnte die Frau später festsetzen, stellte ihr Auto sicher und zeigte sie an.

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