Streit um den Streik
MÜNCHEN - Jetzt kommt es im Streik-Streit hart auf hart: MVG-Chef Herbert König verfügt einen Einstellungsstopp - Fahrer sind kampfbereit wegen der Arbeitszeitverlängerung von 38,5 auf 39 Stunden. Die Zeichen stehen auf Streik.
Der Tarifkonflikt im öffentlichen Nahverkehr ist eskaliert. Nachdem die Verhandlungen geplatzt sind, wird jetzt offen gedroht. Beide Seiten haben zu ihren Waffen gegriffen. Die Gewerkschaften treffen Vorbereitungen für den unbefristeten Streik – morgen soll die Urabstimmung beginnen. Im Gegenzug teilte MVG-Chef Herbert König mit: „Ich habe mit sofortiger Wirkung bis auf weiteres einen Einstellungsstopp für den Fahrdienst verfügt.“ Seinen Angaben nach geht es um die Einstellung von 140 Mitarbeitern – zusätzliche Jobs, die nun auf der Kippe stehen.
Reinhard Büttner, Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite ist von der aktuellen Entwicklung überrascht – er war nach den Gesprächen am Samstag sehr optimistisch, dass es eine Einigung gibt. Jetzt sagt er: „Wenn die Personalkosten deutlich steigen, führt das letztlich dazu, dass wir mehr Dienstleistungen an private Unternehmen vergeben“. Büttner kann sich nicht vorstellen, dass die Arbeitgeber noch mehr bieten als zuletzt. „Das Angebot ist an die Grenzen der Belastungsfähigkeit gegangen.“ Schon jetzt müssten die Ticketpreise nach Angaben von MVG-Chef König um 3,4 Prozent steigen, wenn der letzte Vorschlag doch noch angenommen würde.
Die MVG-Belegschaft ist gespalten
Es sah vor: 4,55 Prozent mehr Lohn ab dem 1. April 2009 und noch einmal 2,4 Prozent mehr ab Juli 2010. Die Schichtzulage wäre ab nächsten Monat von 97 auf 130 Euro gestiegen, die Wechselschichtzulage von 150 auf 200 Euro. Dazu wäre später noch eine Einmalzahlung von 120 Euro gekommen. Worauf die Arbeitgeber aber beharrten, war eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit von 38,5 auf 39 Stunden.
Die MVG-Belegschaft scheint gespalten. Ein Teil fand das Angebot offenbar durchaus akzeptabel, doch insbesondere die Fahrer konnten sich nicht dafür erwärmen. Der Grund: die halbe Stunde Mehrarbeit. „Das hört sich wenig an – und das ist es vielleicht auch, wenn man im Büro sitzt“, sagt die Tramfahrerin Heidi Ruprecht. Aber im Fahrdienst drohten durch die halbe Stunde Arbeitszeitverlängerung zusätzliche geteilte Dienste, erklärt sie. Das heißt: Lästige unbezahlte Pausen zwischen zwei Schichtteilen.
Die MVG hätte das Angebot laut Stadtwerke-Geschäftsführer Reinhard Büttner mehr als 15 Millionen Euro gekostet. Dafür hätte jeder Beschäftigte im Monat etwa 100 Euro brutto mehr zur Verfügung gehabt. Zumindest was die letzte Rechnung angeht, sind sich Gewerkschaft und Arbeitgeber einig. Aber auch fast nur dabei. „Wir haben das Angebot durchgerechnet – es ist wesentlich schlechter als es aussieht“, sagt Verdi-Verhandlungsführer Frank Riegler. Man müsse auch die lange Laufzeit einbeziehen. Und die Tatsache, dass die Beschäftigten 2008 eine Einmalzahlung von 800 Euro bekommen hätten. Er ist sicher, dass die nötigen 75 Prozent bei der Urabstimmung getoppt werden. Dann ist die Bahn frei für den unbefristeten Streik ab 19. März. Die Streiktaktik ist zwar noch unklar, aber Riegler beschwichtigt: „Es wird wohl nicht jeden Tag in München gestreikt werden.“
J. Lenders
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