Strafe für Mord: "Jahrzehnte in Straubing"
Der 41-jährige soll den Münchner Manager Dirk Poschinger mit 13 Schüssen getötet haben. Jetzt fordert die Staatsanwaltschaft lebenslängliche Haft. Die Bilder.
München – Als ob die Kleine etwas geahnt hatte: Die damals sechsjährige Tochter wollte Dirk von Poschinger-Camphausen am Morgen seines Todestages (14. Januar 2010) nicht gehen lassen.
„Sie schmuste, zog ihn immer wieder von der Tür zurück“, so erzählte es Gabriele Schöch, die Anwältin der Witwe Poschingers, gestern in ihrem Schlussplädoyer vor dem Schwurgericht.
Doch der Manager hörte damals nicht auf seine Tochter und verließ das Haus. Wenige Stunden später wurde er von 13 Schüssen getroffen. Die Leiche fand die Polizei zwei Tage danach im VW Bus von Rainer H. (41). Der gilt als mutmaßlicher Mörder; er leugnet die Tat aber bis heute.
Es gibt wenige, die an seiner Schuld zweifeln. Staatsanwältin Nicole Selzam gehört nicht zu ihnen. Sie fordert lebenslang und die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld: „Eine so erdrückende und lückenlose Beweislast habe ich bei einem Indizien-Prozess noch nie beobachtet.“ Tatwaffe, Schlüssel für Handschellen und Autoschlüssel des Opfers fand man beim Angeklagten. Dazu kamen DNA-Spuren.
Rainer H. solle „Jahrzehnte in Straubing“ verbringen, sagte die Staatsanwältin: Der Angeklagte sei hochgefährlich. Bei der Tat habe er mit Habgier, Heimtücke und „Ermöglichungsabsicht“ einer Straftat gehandelt: Er habe Poschinger ermordet, um dessen Audi (Wert: 54 000 Euro) zu rauben.
Die beiden Verteidiger haben Zweifel an der Schuld ihres Mandanten, glauben, dass dessen hohe Intelligenz und die stümperhafte Ausführung des Mordes nicht zusammenpassen. Sie fordern Freispruch.
Kollegen hätten erklärt, dass Rainer H. zur Tatzeit bei der Arbeit gewesen sei. Deren Aussagen seien aber widersprüchlich, sagen die Ermittler.
Das Urteil des Schwurgerichts wird am Donnerstag verkündet. Wie immer es auch ausfällt: Daniela von Poschinger-Camphausen (auch gestern wieder im Gericht) und ihre Töchter bleiben mit vielen Fragen zurück. Fragen, die nur der Mörder beantworten kann. Doch der Mann auf der Anklagebank schweigt bis zum Schluss.