Stikeez: Tierschützer warnen vor EM-Spielzeug aus Plastik

Die Gummifiguren aus dem Discounter ziehen Miezen magisch an. Doch bei Verschlucken droht der Tod.
Natalie Kettinger |
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Noch angeschlagen von der Operation: Der zweijährige Kater Spike hat ein Stikee verschluckt – und wäre fast gestorben.
Tierschutzverein/jl/Facebook Noch angeschlagen von der Operation: Der zweijährige Kater Spike hat ein Stikee verschluckt – und wäre fast gestorben.

Kinder lieben sie – und Katzen leider auch: Die kleinen "Stikeez"-Plastikkicker zum Sammeln, die es bei Lidl während der Fußball-EM kostenlos zu jedem Einkauf über 15 Euro gibt. Doch nun warnt der Münchner Tierschutzverein alle Katzen-Besitzer: "Finger weg von diesen Figuren!" Sie könnten die Stubentiger das Leben kosten.

Im Internet macht schon seit ein paar Tagen ein Post die Runde, der offenbar von einer Gruppe Tiermedizinischer Fachangestellter oder Tierarzthelfer aus dem Ruhrgebiet stammt. "Wir wissen nicht, was diese Figuren für Katzen so unwiderstehlich macht, aber die Zahl der Meldungen aus verschiedensten Praxen ist so hoch, dass man absolut nicht mehr von einem Zufall ausgehen kann", schreiben sie. "Das Verschlucken der Figuren zieht in jedem Fall eine kostspielige und vor allem riskante Darm-Operation nach sich, um den Fremdkörper zu entfernen." Im schlimmsten Fall sterbe die Katze. "Auch das ist leider schon aus mehreren Praxen berichtet worden."

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"Spike musste der Bauch geöffnet werden"

Jetzt wurde der erste Fall in München bekannt: Ein verzweifelter Katzenbesitzer hat sich an den Tierschutzverein gewandt und um einen Zuschuss zu den OP-Kosten für seinen zweijährigen Kater Spike gebeten. Das Tier hatte eine Stikeez-Figur verschluckt, nur ein medizinischer Eingriff konnte es retten.

"Spike musste der Bauch geöffnet werden, um die Figur zu entfernen", heißt es aus dem Tierheim "Nicht nur eine schwere Belastung für den Kater, sondern auch eine teure Angelegenheit – über 1000 Euro kostet eine solche OP."

Die Münchner Tierärztin Tina Hölscher erklärt, was die weichen Plastikfiguren für Katzen so anziehend – und so gefährlich – macht: "Sie sind ein attraktives Gummispielzeug, das hüpft wie ein Flummi, wenn man es wirft." Das weckt den Jagdinstinkt der Miezen. Im Eifer des Gefechts sind die nur wenige Zentimeter großen Stikeez dann schnell verschluckt.

Hölscher: "Dadurch droht ein Darmverschluss. Was noch schlimmer ist: Der Fremdkörper drückt auf die Darmwand, die an dieser Stelle nicht mehr durchblutet wird und absterben kann." Das faule Gewebe setzt Giftstoffe frei, die zum Tod der Katze führen können.

Stikeez vor Katzen gut verstecken.

Problematisch: Geht es dem Tier plötzlich schlecht, ist die Ursache für Tierärzte zunächst schwer zu diagnostizieren. "Gummiteile lassen sich auf dem Röntgenbild schwer erkennen", sagt Tina Hölscher. Auch die OP sei diffizil. "Man muss den Darm so vorsichtig eröffnen, dass keine Nahrung in die Bauchhöhle gelangt. Sie würde eine Entzündung verursachen, die tödlich ist."

Der Tierschutzverein empfiehlt, die Sammelfiguren so aufzubewahren, dass sie kein Stubentiger erwischt. Sollte Ihre Katze trotz aller Vorsicht einen Stikee verschlucken, rät Expertin Tina Hölscher: "Fahren Sie sofort zum Tierarzt! Innerhalb der ersten zwei Stunden befindet sich der Fremdkörper noch im Magen. In dieser Zeit kann der Kollege der Katze eine Spritze geben, die sie erbrechen lässt." Gefahr gebannt.

Bei Lidl ist das Problem bekannt. Man habe – soweit möglich – die betroffenen Personen kontaktiert, so Sprecher Mario Köhler. Die Stikeez seien TÜV-geprüft und auf der Packung finde sich ein Sicherheitshinweis für Kinder unter drei Jahren. "Wir appellieren an alle Tierhalter, diese Hinweise entsprechend auch für ihre Haustiere zu beachten."

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