"Stich ihn in seine bösen Augen, tue, tue es!"

MÜNCHEN - Dämonische Stimmen hätten ihm befohlen, dem Nebenbuhler die Augen auszustechen. Lars R. steht wegen versuchten Mordes vor Gericht. Sein Opfer ist total erblindet, wäre nach der Bluttat am U-Bahnhof Holzapelkreuth beinahe gestorben.
„Lars, stich ihn in seine bösen Augen, tue, tue es!“ Mit diesen Worten haben ihm seine „dämonischen Stimmen“ befohlen, auf den am Boden liegenden Nebenbuhler Artur Z. einzustechen, ließ Lars R. am Montag vor Gericht erklären. Mit den Worten „Du sollst nie wieder eine Freundin anschauen dürfen“ stach der 30-jährige Verkäufer laut Anklage am Morgen des 16. Juni 2008 dann zu. Gezielt in die Augen. Sein Opfer ist heute blind. Die Anklage für die Bluttat am U-Bahnhof Holzapfelkreuth lautet auf versuchter Mord.
Dass der Mord nicht gelang, ist wohl allein einem mutigen Zeugen zu verdanken. Der Jogger hatte den Kampf gesehen und den Täter mit einem Tritt von seinem Opfer getrennt. Doch Lars R. griff wieder zum Obstmesser und stürzte sich auf den geschwächten Nebenbuhler. Der Jogger trat wieder zwei Mal zu, traf Lars R. am Kopf. Jetzt erst ließ der Rasende endgültig von Artur Z. ab und floh. Doch nur wenige Straßen weiter wurde er von der Polizei gestellt. Nach seiner Verhaftung wurde der gebürtige Berliner, der angibt, seit seiner Jugend Stimmen zu hören, vorläufig in der Psychiatrie untergebracht.
Artur Z. hatte noch Glück
Sein Opfer verlor durch den Angriff nicht nur die Sehkraft in beiden Augen, sondern wurde auch durch weitere Stiche am Bauch, der Leber und dem Zwerchfell schwer verletzt. Artur Z. hatte noch Glück: Ohne ärztliche Hilfe hätten der große Blutverlust zum Tod führen können.
Hintergrund der Tat: Lars R. hatte sich im Februar 2008 von seiner Freundin Conny getrennt. Die 22-jährige Kinderpflegerin nahm bald darauf die Beziehung zum späteren Opfer auf. Artur Z. soll sie aber sexuell missbraucht haben. Das erklärte sie jedenfalls ihrem Ex-Liebhaber Lars, als der im Juni wieder Kontakt zu ihr aufnahm.
"Du Schwein hast die Conny vergewaltigt"
Als der sein Opfer dann am U-Bahnhof abpasste, ging er mit dem Schrei „Du Schwein hast die Conny vergewaltigt!“ auf seinen Kontrahenten los. Doch im Gegensatz zur Anklage, erklärt der Angeklagte, dass sein Opfer ihn zunächst mit beiden Fäusten gegen die Brust geschlagen habe. Erst dann sei auch er gewalttätig geworden, hätte zugeschlagen. Es kam zum Kampf. Die ersten Stiche habe er dann ausgeführt, weil ihn Artur Z. gewürgt habe. Er habe sich befreien wollen. Der Prozess wird fortgesetzt.