Sternschnuppen-Profi aus München: In die Wiese legen und schauen

Marco Sproviero von der Beobachtergruppe des Deutschen Museums über das Phänomen der Sternschnuppen im August – und wie man es am besten sieht.
Interview: Philipp Seidel |
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Marco Sproviero, der Vorsitzende der Beobachtergruppe der Sternwarte Deutsches Museum arbeitet hauptberuflich im IT-Bereich bei BMW und ist Dozent an der VHS.
privat Marco Sproviero, der Vorsitzende der Beobachtergruppe der Sternwarte Deutsches Museum arbeitet hauptberuflich im IT-Bereich bei BMW und ist Dozent an der VHS.

Normalerweise treffen sich die Mitglieder der Beobachtergruppe, einem Verein des Deutschen Museums, in der Oststernwarte des Gebäudes, um mit dem Teleskop aus dem frühen 20. Jahrhundert in den Himmel zu blicken. Dieser Tage aber sind sie auch draußen unterwegs, um die Sternschnuppen zu betrachten, die die Perseidenströme bis Ende August mit sich bringen. Die meisten Sternschnuppen sind in der Nacht auf den 13. August zu sehen.

Marco Sproviero, der Vorsitzende der Beobachtergruppe der Sternwarte Deutsches Museum arbeitet hauptberuflich im IT-Bereich bei BMW und ist Dozent an der VHS.
Marco Sproviero, der Vorsitzende der Beobachtergruppe der Sternwarte Deutsches Museum arbeitet hauptberuflich im IT-Bereich bei BMW und ist Dozent an der VHS. © privat

AZ: Herr Sproviero, die Perseiden, die mit ihren Sternschnuppen besonders in den kommenden Tagen den Nachthimmel erfüllen, sind vermutlich eine der wenigen Gelegenheiten, zu denen Sie von der Beobachtergruppe des Deutschen Museums raus in die Natur gehen, oder?
Marco Sproviero:
Das ist eine sehr gute Gelegenheit rauszugehen. Auf der Sternwarte selber wird man nur, wenn man verdammt viel Glück hat, eine Perseide im Teleskop erwischen.

Für Laien erklärt: Was sind Sternschnuppen?
Das sind mehr oder weniger kleine oder mittelgroße Eis- und Gesteinsbrocken, die in die Erdatmosphäre eintreten und bei diesem Eintritt durch einen chemischen Prozess ionisiert werden. Das löst einen Leuchteffekt aus. Und was man dann sieht, ist eine Leuchtspur, eben die Sternschnuppen.

Die sind also kein Verbrennungsprodukt?
Es ist kein klassisches Verglühen, sondern eben eine Ionisierung.

Sternschnuppen sollen ja allgemein Glück bringen. Kann man auch getroffen werden?
Das hat es wohl tatsächlich mal gegeben. Ich habe mal ein Bild aus Amerika gesehen, da ist ein etwas größerer Meteor in die Erdatmosphäre eingetreten und in den Kofferraum eines Autos eingeschlagen. Das Auto war nachher unbenutzbar. So ein Meteor hat eine zackige Geschwindigkeit von 170.000 und 200.000 Stundenkilometer drauf. Der geht dann durchs Auto durch, das ist nicht wie bei einem Hagelkorn.

Aber in der Regel haben sie sich aufgelöst, bevor sie die Erde erreichen?
Die sind so klein, dass sie im Prinzip in der Atmosphäre abschmelzen und wenig bis gar nichts mehr unten ankommt. Wobei viele tatsächlich auch über dem Meer niedergehen, die man nie beobachtet, weil ja doch ein sehr großer Teil unserer Erde mit Wasser bedeckt ist. Es gibt auch Meteoritenjäger, die schauen, wo etwas niedergegangen sein könnte, und versuchen, den zu finden.

Wie schaut sich denn der Profi die Sternschnuppen an?
Eine Isomatte oder einen Liegestuhl, vielleicht eine Flasche Bier oder Wein oder Wasser. Was sich gut eignet, sind weitläufige Lichtungen im Wald, wo wenig Fremdlicht ist, oder weiter weg von der Stadt, wo man einen dunklen Abendhimmel hat und viel vom Himmel sieht. Dann einfach hinlegen und gucken. Die Sternschnuppen verteilen sich über den gesamten Himmel, es gibt Zeiten, da tauchen mehr auf, dann mal wieder weniger. Bei den Perseidennächten ist es sehr selten, dass man – bei klarem Himmel – keine sieht. Wir hatten Abende, an denen wir 40 Sternschnuppen gesehen haben.

Die übrigens alle von einem einzigen Himmelsobjekt stammen, ist das richtig?
Das ist der Komet 109P/Swift-Tuttle, der ist benannt nach seinen beiden Entdeckern. Die kehren deswegen am 12. August immer wieder, weil genau an dem Tag unsere Erde auf ihrer Umlaufbahn den Schweifbereich des Kometen durchkreuzt.


Am Freitag, 9. August, 19.30 Uhr, spricht Sproviero in der VHS im Gasteig über "Sternschnuppen – Grüße aus dem Weltall?" (7 Euro). Am 11. August, leitet er den VHS-Ausflug "Sternschnuppen beobachten" nach Grünwald (22 Uhr, Parkplatz Grünwalder Forst, eigene Anreise, 7 Euro), Anmeldung % 48 00 66 239 – Termine im Deutschen Museum unter beobachtergruppe.de

Sternschnuppen-Bilder: Perseiden-Strom auf dem Höhepunkt

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