Zwischennutzung im Gasteig: So war die Eröffnung in der Fat Cat
Haidhausen - Tobias Sehr und Josephine Kaiser sitzen auf einem Sofa und posieren lachend für ein Porträt. Nur die Zuschauer um sie herum, die lachen noch mehr.
Sie beobachten Björn Weltbrandt Wallbaum gerade dabei, wie er das Gemälde von den beiden anfertigt. Und es zeichnet sich bereits ab, dass es ein sehr abstraktes Kunstwerk wird. Der Künstler ist einer der 170 Mieter, die nun den "alten" Gasteig bezogen haben. Er nutzt seinen gemieteten Raum als Atelier, andere als Probenraum, als Werkstatt oder als Büro. Am Sonntag haben viele der Mieter neugierigen Besuchern einen Einblick in ihre Räume ermöglicht, bei der Auftaktveranstaltung des Zwischennutzungsprojekts "Fat Cat".

Überall herrscht buntes Treiben
"Ich versteh noch nicht ganz, was hier passiert", sagt Lisa Evanova, die über Plakate auf die Veranstaltung aufmerksam geworden ist. "Aber ich finde es toll, dass man die Künstler persönlich kennenlernen kann", sagt die 38-Jährige. Sie sitzt gerade im Raum von Alicia Enciso und versucht sich an einem Kunstdruck. Die Künstlerin nutzt ihren Raum im Gasteig eigentlich auch als Atelier, aber an diesem Sonntag bietet sie dort einen Workshop an. Ihre Nachbarn hängen währenddessen gerade ihre Kunstwerke im Gang auf. Irgendwo werkelt an diesem Tag immer irgendjemand.
"Wir spielen mit der Unfertigkeit", sagt Till Hofmann, einer der vier Gesellschafter der Fat Cat gGmbH. "Das ist heute ein soft opening", erklärt er, also eine unkomplizierte, entspannte Eröffnung. Das ganze Projekt funktioniere ohnehin nach dem Prinzip "work and progress", erklärt Hofmann. Die Spielregeln sind hier nicht festgeschrieben und eine gewisse Eigendynamik ist durchaus erwünscht.

Bald wird auch die Dachterrasse eröffnet
Viele der Besucher, die am Sonntag zu dem großen roten Backsteingebäude in Haidhausen kamen, interessierten sich auch für die Dachterrasse, die bald eröffnet wird. Hier oben befinden sich auch ehemalige Hausmeister-Wohnungen. Hofmann könnte sich auch vorstellen, dass auswärtige Künstler diese Wohnungen während ihrer Tätigkeit im Gasteig irgendwann mal nutzen können.
Auch vor der Außenbühne tummelten sich am Sonntag viele Besucher. Den Auftakt machten hier die Buben von der Band Boys of Kings, die gerade mal 13 Jahre alt sind. Auch sie haben jetzt einen Probenraum im Gasteig.
Aber: Theoretisch könnte Ende 2023 schon wieder Schluss sein
Wie unterschiedlich die Mieter sind, darüber freut sich auch die Zweite Bürgermeisterin, Katrin Habenschaden (Grüne): "Es ist alles da und genau so soll's sein." So sehr Besucher und Politiker das Projekt auch begrüßen und feiern an diesem Sonntag – es hat ein Ablaufdatum. Der Zwischennutzungsvertrag läuft Ende 2023 aus.
Doch Habenschaden zeigt sich im Gespräch mit der AZ zuversichtlich, dass es über diesen Zeitraum hinaus noch weitergehen könnte: "Eines ist klar: Egal wie es weitergeht, mit dem Bau geht es ja noch nicht so zügig weiter. Und von daher ist es für mich erstmal wichtig, dass die Zwischennutzung für 2024 erstmal verlängert werden kann und das werden wir dem Stadtrat auch so vorschlagen."