Wir kämpfen für die Schüler

Große Enttäuschung am Giselagymnasium: Die Schule bekommt trotz Raumnot jetzt doch keine weiteren Räume für hörbehinderte Schüler.
von  Verena Kemmer
Diese Acht setzen sich fürs Giselagymnasium ein: Schulleiterin Marianne Achatz, Walter Klein (Vorsitzender BA 4) und Ruth Waldmann (MdL SPD, vorn v.l.). Brigitte Gmelin (SPD, BA 4), Ingrid Braunstorfinger (CSU, BA 4), der stellvertretende Schulleiter Gebhard Zinßer, Dagmar Schmidt und Franz Wagner vom Freundes- und Förderkreis der Schule.
Diese Acht setzen sich fürs Giselagymnasium ein: Schulleiterin Marianne Achatz, Walter Klein (Vorsitzender BA 4) und Ruth Waldmann (MdL SPD, vorn v.l.). Brigitte Gmelin (SPD, BA 4), Ingrid Braunstorfinger (CSU, BA 4), der stellvertretende Schulleiter Gebhard Zinßer, Dagmar Schmidt und Franz Wagner vom Freundes- und Förderkreis der Schule. © Verena Kemmer

Schwabing - Seit über 30 Jahren werden am Giselagymnasium hörbehinderte Schüler zusammen mit nicht hörgeschädigten Schülern unterrichtet. „Die Schüler kommen aus ganz Deutschland, die Schule kann sich vor Anfragen kaum retten“, sagt Schulleiterin Marianne Achatz. Die Inklusionsarbeit an der Arcisstraße hat hier Tradition und ist weit über die Stadtgrenzen hinaus als besonders hochwertig bekannt.

Momentan besuchen rund 50 hörgeschädigte Schüler mit gymnasialer Eignung die Schule, für mehr ist kein Platz. Und dass, obwohl die Schule so erfolgreich integriert und ausbildet. „Unsere Abiturienten sind alle etwas geworden“, sagt Achatz.

Seit drei Jahren bemüht sich Achatz um weitere Klassenräume. Und die lägen sogar in Sichtweite: Auf dem Gelände gegenüber entsteht derzeit ein neues Stadtwerke-Trafohaus. Im Hof direkt dahinter plant die Stadtsparkasse ab etwa 2016 einen weiteren Neubau mit Wohnungen, Kindergarten und Geschäften. Bereits 2012 hatte Achatz bei der Stadt wegen der Räume angefragt. Insgesamt sollen vier Klassenzimmer in den Neubau integriert werden. So könnten zudem gut zehn neue Lehrerstellen geschaffen werden. „Das Konzept wurde durchweg positiv aufgenommen“, sagt Achatz, „auch das Kultusreferat, der Bezirksausschuss und der Förderkreis der Schule begrüßen den Bau ausdrücklich“.

Zusammen mit dem Planungsreferat, den Stadtwerken und der Stadtsparkasse waren bereits erste Pläne erstellt worden. Dann plötzlich die unverhoffte Absage: Die Stadt wolle nun doch von dem Projekt „Abstand nehmen“, hieß es in einem Schreiben vor gut einer Woche an die Schule.

„Wir sind alle sehr enttäuscht“, sagt Achatz beim Treffen mit dem Befürworterkreis, „wir waren schon sehr optimistisch, aber es fehlt der politische Wille“. Auch die SPD-Landtagsabgeordnete Ruth Waldmann macht sich für den Bau stark. „Hier wird eine große Chance vertan“, kritisiert sie, „wir können nicht immer nur davon reden mehr in Bildung zu investieren. Wir müssen es tun!“

Und der politische Handlungsbedarf bei derartigen Schulmodellen ist groß. Allein im Regierungsbezirk Oberbayern werden derzeit etwa 150 Schüler an konventionellen Gymnasien ausgebildet. Damit das möglich ist, werden die Schüler durch den Mobilen Sonderpädagogischen Dienst (MSD) betreut. Die zuständigen Verbände kritisieren die Bedingungen als desolat – die so oft politisch postulierte Bildungsoffensive sieht anders aus.

„Hörgeschädigte können das Gymnasium erst ab der zehnten Klasse besuchen. Ein gymnasiales Schulangebot ab der fünften Klasse gibt es in Bayern gar nicht. Wir würden das gern anbieten“, sagt Achatz. „Ich hoffe trotzdem, dass die Stadt nochmal verhandelt. Wir geben nicht auf – wir kämpfen für unsere Schüler.“

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