Vortrag im NS-Dokumentationszentrum
Maxvorstadt - Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs entstanden mehr als zwei Dutzend Stiftungen von Juden für München. Münchner Juden waren damit ebenso überproportional stifterisch aktiv wie ihre Glaubensbrüder in anderen großen deutschen Städten. Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten begann die „Arisierung“ jüdischer Stiftungen: Die Namen der Stifter wurden getilgt, Stiftungsvermögen umgewidmet oder mit anderen Fonds zusammengelegt, Begünstigung entzogen.
In diesem Prozess bildete die Spitze der Münchner Stadtverwaltung die treibende Kraft, auch zur Herstellung einheitlicher Regelungen für das gesamte Deutsche Reich. Nach 1945 erhielten die jüdischen Stiftungen zwar rasch wieder ihre angestammten Namen, und die Verfügungen zur Einverleibung in andere städtische Fonds aus der NS-Zeit wurden außer Kraft gesetzt. Die Rückerstattung umgewidmeten bzw. entzogenen jüdischen Stiftungsvermögens konnte aber erst Ende der 1960er Jahre abgeschlossen werden.
Prof. Dr. Elisabeth Kraus wurde mit einer Studie zum Alliierten Kontrollrat in Deutschland von 1945 bis 1948 in Frankfurt promoviert und habilitierte sich an der Universität München mit einer Darstellung der deutsch-jüdischen Familie Mosse. Sie leitete von 2002 bis 2008 das Projekt „Die Universität München im Nationalsozialismus“ im Auftrag des Rektorats der LMU. Danach setzte sie ihre Forschungen zum Stiftungswesen in Deutschland fort und begann mit der Abfassung einer Studie zu jüdischen Stiftungen in München. Seit 2013 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am NS-Dokumentationszentrum München.
Was? Vortrag von Prof. Dr. Elisabeth Kraus Mittwoch
Wann? Mittwoch, 26. August 2015 19.00 Uhr
Wo? NS-Dokumentationszentrum München, Auditorium (Brienner Str. 34)