Villa in Nymphenburg droht Abriss: Nachbarn protestieren

Eine historische Villa in Nymphenburg soll einem Neubau weichen. Anwohner sind entsetzt – denn das Haus hat eine besondere Geschichte.
von  Myriam Siegert
Ein charmantes Haus mit Charakter und historischer Bedeutung: die Prinzenstraße 30 in Nymphenburg.
Ein charmantes Haus mit Charakter und historischer Bedeutung: die Prinzenstraße 30 in Nymphenburg. © Daniel von Loeper

München - Die historische Villa in der Prinzenstraße 30 ist ein Schmuckstück mit Historie: 1911 erbaut vom Münchner Maler Richard Benno Adam (1873-1937), verkehrten ab 1942 Hans Scholl, Alexander Schmorell und Christoph Probst von der Weißen Rose in dem Haus in Nymphenburg, deponierten hier Flugblätter. Zu Beginn seiner Flucht 1943 versteckte Schmorell sich in dem Haus.

Den jetzigen Besitzer der Villa scheint all das wenig zu interessieren. Er möchte die Villa abreißen und durch einen Neubau ersetzen. Die Anwohner bekamen auf unsanfte Weise von den Plänen Wind: Zwei Bäume wurden plötzlich gefällt, beziehungsweise so zurechtgestutzt, dass sie kaum mehr zu retten sein dürften. Die Begründung: Das Haus komme weg. Die Nachbarn informierten Polizei, Politik und Presse.

Villa steht nicht unter Denkmalschutz, aber...

Das Planungsreferat bestätigt auf AZ-Anfrage, dass ein Antrag auf Abbruch des bestehenden Gebäudes und für den Neubau eines Mehrfamilienhauses mit Tiefgarage vorliegt, der aktuell von der Lokalbaukommission geprüft wird. Die Villa steht zwar nicht unter Denkmalschutz, ist aber Bestandteil des Ensembles "Villenkolonie Rondell Neuwittelsbach". Damit ist sie in ihrem Erscheinungsbild geschützt. Ob der Abbruch erlaubt wird, muss sich deshalb erst zeigen.

Dennoch: Die Nachbarn sind alarmiert. "Das kann man doch nicht zulassen, dass ein Haus mit solcher Bedeutung aus Profitgier einfach abgerissen wird", sagt Egon Minar. Ein Zusammenschluss von gut 20 Anwohnern kämpft nun um einen Denkmalschutz für die Villa. Die Furcht ist groß, dass einfach Bagger anrücken und Tatsachen schaffen. Der Hausbesitzer trete "sehr forsch, sogar einschüchternd" auf, ein eventuelles Bußgeld, zahle er "aus der Portokasse".

Nymphenburg: Genehmigung fehlt

Die Angelegenheit zieht indes ihre Kreise durch die Instanzen: Anna Hanusch, Grünen-Stadträtin und Neuhauser BA-Vorsitzende, berichtet auf AZ-Nachfrage, dass der Bezirksausschuss am Montag bereits mit der Lokalbaukommission in Kontakt war: "Das Ganze ist erstmal schon gestoppt", es brauche wegen des Ensembleschutzes eine denkmalrechtliche Genehmigung. "Wir haben deshalb schon relativ große Hoffnung, dass man das noch abbiegen kann."

Die BA-Chefin findet es zwar nachvollziehbar, dass der Besitzer auf dem Grund "eine größere Masse" erzielen möchte; andererseits: "Wenn man das Haus von außen anschaut, findet sich kein Grund, so etwas abzubrechen. Bei der Geschichte erst recht nicht." Für sie käme daher, wenn überhaupt, nur ein Umbau oder eine Sanierung in Frage.

Die Grünen stellen Anfrage im Stadrat 

Gestern stellten die Grünen im Stadtrat eine Anfrage zum Sachverhalt, am Abend tagte der Neuhauser Bezirksausschuss. Hanusch erwartete im Vorfeld, dass das Gremium das Vorhaben ablehnen wird. Sie ist "dankbar, dass die Nachbarn so sensibel reagiert haben".

Jetzt liege das Thema bei der Unteren Denkmalschutzbehörde, die über die Abrissgenehmigung entscheidet. Das Landesamt für Denkmalschutz prüft derweil, ob ein Status als Einzeldenkmal möglich ist. Egon Minar hat auch an die Nachkommen Schmorells und die Weiße-Rose-Stiftung geschrieben. Seine Idee: Aus der Villa könnte ein Gedenkort für die Widerständler werden.

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