Verseuchter Boden in München: Anwohner verklagen Patrizia
Laim - Es war nach dem Krieg eine gängige Praxis: Kiesgruben wurden ausgehoben, mit dem Kies gebaut und wenn das Loch wieder zugemacht werden sollte, schüttete man allerhand Unrat hinein. Heute weiß man: Diese Hinterlassenschaften sind teilweise giftig.
Wer in München baut, hat mit derlei öfter zu tun. Die Beseitigung der Stoffe ist teuer, deshalb ist klar, dass ein Fall aus Laim seit mehreren Jahren das Landgericht beschäftigt.
Eine Eigentümergemeinschaft aus der Agnes-Bernauer-Straße hat die Immobilienfirma Patrizia verklagt. Diese hatte auf dem betroffenen Grundstück gebaut und Wohnungen verkauft. Wohnungen, die auf verseuchtem Boden stehen.
Gärtner arbeiten teilweise mit Vollschutz
Im Innenhof hat die Stadt bereits angewiesen, die obere Schicht des Bodens abzutragen und die Erde auszutauschen. Im Vorgarten ist das nicht geschehen - Gärtner arbeiten hier mit Vollschutz, erzählt eine Eigentümerin der AZ.
Der Vorwurf der Kläger: Die Patrizia habe von dem belasteten Boden gewusst, die Käufer aber nicht informiert. Die Kläger sorgen sich nicht nur um ihre Gesundheit, es geht auch um Geld: Schließlich haben sie Wohnungen in dem Glauben gekauft, alles sei in Ordnung. Nun ist aber klar, dem ist nicht so, das mindert freilich den Wert der Immobilie an der Agnes-Bernauer-Straße.
Die Patrizia sagt: Von einer Belastung habe man nichts gewusst, man habe nicht einmal gewusst, dass sich unter dem Baugrund eine zugeschüttete Grube befunden habe.
Hätten die Käufer informiert werden müssen?
Gestern trafen sich beide Streitparteien erneut vor Gericht. Es wird schnell klar: Der Fall ist kompliziert. Zwar hatte eine von der Patrizia beauftrage Ingenieursfirma bei einer Bodenuntersuchung festgestellt, dass eine Kiesgrube vorhanden ist und weitere Untersuchungen angeboten. Strittig ist die Frage: Hätte man den potenziellen Käufern schon das mitteilen müssen? Die Käufer sagen ja, die Patrizia: nein.
Und das Gericht? Richter Uwe Habereder sagt, dass bei dem Stichwort Kiesgrube mit aufgefülltem Boden die "Alarmglocken" bei der Patrizia hätten läuten müssen - und dass die potenziellen Käufer hätten informiert werden müssen. Ein Problem sieht er also bei den Kaufverträgen, die geschlossen wurden, nachdem die Grube entdeckt wurde - das sind etwa zehn.
Trotzdem empfiehlt er beiden Parteien, über einen Vergleich nachzudenken. Schließlich gehe es um viel Geld und Zeit. Bis April werden beide Seiten nun darüber nachdenken.
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