Unverdient unbekannt

Der Münchner Maler Franz Xaver Braunmiller wäre vor kurzem 110 Jahre alt geworden - sein Atelier kann man heute kostenlos besichtigen.
Verena Kemmer |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Das Atelier Braunmiller ist Werkstatt, Museum und Familienhaus in einem.
Atelier Braunmiller 9 Das Atelier Braunmiller ist Werkstatt, Museum und Familienhaus in einem.
Das Atelier Braunmiller ist Werkstatt, Museum und Familienhaus in einem.
Atelier Braunmiller 9 Das Atelier Braunmiller ist Werkstatt, Museum und Familienhaus in einem.
Das Atelier Braunmiller ist Werkstatt, Museum und Familienhaus in einem.
Atelier Braunmiller 9 Das Atelier Braunmiller ist Werkstatt, Museum und Familienhaus in einem.
Das Atelier Braunmiller ist Werkstatt, Museum und Familienhaus in einem.
Atelier Braunmiller 9 Das Atelier Braunmiller ist Werkstatt, Museum und Familienhaus in einem.
Das Atelier Braunmiller ist Werkstatt, Museum und Familienhaus in einem.
Atelier Braunmiller 9 Das Atelier Braunmiller ist Werkstatt, Museum und Familienhaus in einem.
Das Atelier Braunmiller ist Werkstatt, Museum und Familienhaus in einem.
Atelier Braunmiller 9 Das Atelier Braunmiller ist Werkstatt, Museum und Familienhaus in einem.
Das Atelier Braunmiller ist Werkstatt, Museum und Familienhaus in einem.
Atelier Braunmiller 9 Das Atelier Braunmiller ist Werkstatt, Museum und Familienhaus in einem.
Die Schwabinger Josephskirche mit Gemälden des Künstlers F. X. W. Braunmiller.
Atelier Braunmiller 9 Die Schwabinger Josephskirche mit Gemälden des Künstlers F. X. W. Braunmiller.
Die Schwabinger Josephskirche mit Gemälden des Künstlers F. X. W. Braunmiller.
Atelier Braunmiller 9 Die Schwabinger Josephskirche mit Gemälden des Künstlers F. X. W. Braunmiller.

Sendling - Es gibt wohl nicht viele Künstler, die ein so umfangreiches Werk hinterlassen haben und trotzdem doch eher unbekannt geblieben sind. Der Münchner Maler und Bildhauer Franz Xaver Wilfried Braunmiller ist so einer. Rund sechshundert Glasmalereifenster hat er in sechzig Jahren Schaffenszeit realisiert, dazu viele Altargemälde, Mosaike und Wandmalereien für Kirchen in Südafrika, Indien, Schweden, USA und Kanada. Am 20. März hätte der vielseitig begabte Braunmiller seinen 110. Geburtstag gefeiert.

Auch seiner geliebten Heimatstadt hinterließ der gebürtige Münchner viele Kunstwerke. Ein paar der berühmtesten sind die Altargemälde in der Schwabinger Josephskirche, die Glasgemälde in St. Maximilian oder die Glasfenster in St. Maria in Thalkirchen.

Sein Talent erbte Braunmiller von seinem Vater Franz Xaver, auch er war Stuckateur und Bildhauer. „Die Schule war für mich verlorene Zeit“, schreibt Sohn Braunmiller in seinen Memoiren. „Die größte Freude erlebte ich, als ich erfuhr, dass ich in eine städtische Zeichenschule gehen durfte.“ Mit gerade mal 17 Jahren gelang Braunmiller die Aufnahme an die Kunstakademie, die eigentlich das Eintrittsalter von 18 Jahren vorschrieb, was ihn 1922 zum jüngsten Studenten dort machte.

Lesen Sie hier weitere News aus München

Kurz danach bezog der junge Kunststudent ein Atelier in der Türkenstraße und verkehrte schnell in den Münchner Promikreisen der 20er und 30er Jahre. „Er liebte den Fasching und war ein waschechtes Schwabinger Kindl. Er hatte diese trockene bayrische Art und manchmal war er ein richtiger Grantler, aber immer mit viel Herz“, beschreibt Natalia Braunmiller ihren Schwiegerpapa lächelnd.

Dann kam der Krieg: Im Russlandfeldzug wurde Braunmiller schwer verwundet. „Weil er der Krankenschwester erzählte, er sei Maler, retteten die Lazarett-Ärzte in Lemberg 1941 seine Hand“, erzählt Natalia. Von da an überzeugt, Gott habe ihn gerettet, fühlte sich der gläubige Braunmiller besonders verpflichtet Notleidenden zu helfen. Einen Kinderchor, den er kurz nach der Tschernobyl-Katastrophe für Waisen mitgründete, unterstützt die Familie nach wie vor. Der Chor reist am Samstag extra aus Minsk an, um zu Ehren Braunmillers, am Tag der offenen Tür, ein Gedenkkonzert zu geben.

„Das Atelier muss weiter leben. Das war Opas letzter Wunsch, als er 1993 starb“, erzählt Natalia Braunmiller. Und so wird das Restaurationsatelier in dem alten Reihen-Hexenhäuschen direkt hinterm Westpark bis heute in vierter Generation weitergeführt – eine echte Künstlerfamilie. Der Sohn Braunmillers, Wilfried, ist 2012 verstorben. Bis zuletzt möbelte der stadtbekannte Restaurator die Kostbarkeiten von Promis wie Loriot, Rudolph Moshammer oder Senta Berger auf. Seither ist Natalia Braunmiller Inhaberin des Ateliers, das sie mit Meinhardt Feuersenger und Tochter Anastassia Schulga betreibt.

Lesen Sie hier weitere News aus den Stadtvierteln

„Wir konservieren Schönheit“, erklärt die Enkelin Braunmillers Schulga. „Wir sind auf die Restaurierung von Gemälden und Porzellan spezialisiert. Wasser-, Transport-, und Brandschäden sind unsere Stärke. Ganze Sammlungen werden hier in aufwendiger Handarbeit gerettet. Porzellantassen kleben wir nicht einfach zusammen, wir richten sie mit zahnmedizinischen Stoffen wieder so her, dass man bedenkenlos daraus trinken kann. Wir arbeiten auch eng mit der Nymphenburger Porzellan Manufaktur zusammen“.

Das Atelier ist auch eine der wenigen Adressen für Restauratoren, um praktische Erfahrungen zu sammeln. Die gelernte Restauratorin Natalia Braunmiller gibt Weiterbildungs- und Mappenvorbereitungskurse zur Aufnahme an Kunstschulen. Neugierige dürfen sich am Samstag, 28. März, ausnahmsweise mal alle Räume des Ateliers ansehen.

Nur Maximilian, der Enkel Braunmillers, fällt etwas aus der Kunst-Restauratoren-Reihe. Ihn hat es ins Nachtleben verschlagen: Der Promi-Wirt ist Mitinhaber der 089-Bar und des Filmcasinos am Odeonplatz.

Atelier Braunmiller, Peter-Schlemihl-Str. 3, Mo-Fr 9-12 und 13.30-16.30 Uhr, Tel.: 714 77 11; Samstag: Tag der offenen Tür 14-18 Uhr, Gedenkkonzert des Krynichka-Chors 19 Uhr, in der Zwölf-Apostel Kirche, Siglstr. 12.

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.