Unter Strom
Hier schreiben AZ-Redakteure über Glanz und Elend des Pendler-Lebens. Heute: Verborgene Talente
Ludwigsvorstadt - Die neuen Züge auf der Werdenfelsstrecke vom Typ "Talent2" sind an dieser Stelle schon einige Male gescholten worden. Heute soll auch mal was Nettes beschrieben werden. Sie haben nämlich auch verborgene Talente (bitte verzeihen Sie den Kalauer, er lag einfach so nahe). So befindet sich über jedem Fensterplatz eine Steckdose. Immerhin.
Wenn man grantig wäre, könnte man sagen, die Betreiber kalkulieren mit so viel Verspätung, dass die Akkus der elektronischen Geräte der Reisenden irgendwann leer sein könnten. Aber wollen wir heute nicht grantig sein, sondern die Steckdosen als freundlichen und kostenlosen Service begreifen.
Richtig rumgesprochen hat sich das noch nicht. Wenn einer mal damit anfängt, ist meist gut zu beobachten, wie flugs auch der nächste und übernächste einen kurzen Aha-Effekt hat und sein Gerät an die Steckdose hängt (vorausgesetzt, man hat das jeweilige Ladekabel dabei). Aber dann wird durchaus Gebrauch von den hübschen neuen Steckdosen gemacht. Vor allem Tablets, Smartphones, iPods und Laptops hängen dann am Tropf, aber auch andere Geräte sind schon gesichtet worden. Zum Beispiel neulich nachts eine elektrische Zahnbürste, warum auch immer. Vielleicht putzt sich derjenige einfach so gern die Zähne, dass er für die 34-Minuten-Fahrt sicherheitshalber gerüstet sein wollte. Oder er greift angesichts der hohen Strompreis auch zu ausgefalleneren Sparmaßnahmen. Oder er begreift es als kleine, leicht anarchische Geste, sich Verspätungsentschädigungen eben auf diese Weise von der Bahn zu holen.
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