Tierheim-Chef geht in den Ruhestand
Nach 25 Jahren in Riem geht der Tierheim-Chef Karl-Heinz Joachim in den Ruhestand. Er zieht nach Rumänien. Die AZ erzählt einige seiner Lieblings-Storys.
Riem Er hat sich vom Gassigeher zum Chef hochgearbeitet und das Münchner Tierheim fast zehn Jahre lang geleitet: Karl-Heinz Joachim. Heute hat der 65-Jährige seinen letzten Arbeitstag. Die Verantwortung für Mitarbeiter und Tiere trägt nun Sandra Giltner (36, AZ berichtete). Für das Betriebswirtschaftliche ist Gabriele Schwolow(57) zuständig.
Karl-Heinz Joachim war 1989 auf Umwegen im Tierheim gelandet. Denn eigentlich ist der Münchner KFZ-Mechaniker. Doch diesen Beruf konnte er nach einem schweren Unfall nicht mehr ausüben. Er ließ sich zum Landwirt und Winzer ausbilden, jobbte in einer Tierpension – und schließlich als Gassigeher. „Damals hat man noch 3,50Mark pro Stunde und Hund verdient“, erinnert er sich. Heute sind Gassigeher ehrenamtlich tätig. Als wenig später ein Aushilfspfleger gebraucht wurde, war Karl-Heinz Joachim zur Stelle. Er wurde fest angestellt, legte 1995 die Prüfung zum Tierpfleger in Tierheimen und -pensionen ab, bildete später selbst Azubis aus und übernahm 2005 die Leitung der Einrichtung, zunächst kommissarisch.
„Am Anfang“, erinnert er sich, „hatten wir im Tierheim deutlich weniger Kleintiere. Aber dafür gab’s Affen, Tiger, Panther, Löwen, Geparden und Bären.“ Die Exoten stammten aus einem Zirkus und waren von den Behörden beschlagnahmt worden. Sie waren in einem schlechten Zustand. „Die Wölfe wussten nicht mal, dass man Fleisch fressen kann. Ich musste ihnen kleine Stückchen mit der Hand füttern. Sie waren nur trockenes Brot gewöhnt.“ Die – vermeintliche – Leibspeise eines Braunbären schaffte es sogar in die AZ. Denn Karl-Heinz Joachim hatte dem Tierheim-Sprecher zum Spaß erzählt, der Bär fresse nur Marzipantorte. „Am nächsten Tag war die Story Schlagzeile, und eine Konditorei lieferte fünf Torten.“ Der Braunbär hatte für die Leckerei wenig übrig: „Er hat eine Torte genommen und an die Wand geklatscht. Die übrigen haben wir gegessen – wäre doch schad’ drum gewesen.“
Gerne erinnert sich Karl-Heinz Joachim auch an Dogge Goofy, die im Flieger von Griechenland nach England reisen sollte, aber bei einem Zwischenstopp in München ihre Transportbox zerlegte und entwischte. Kaum eingefangen und neu „verpackt“, demolierte der 50-Kilo-Hund die nächste Kiste. Karl-Heinz Joachim schaffte es trotzdem, Goofy ans Ziel zu bringen: Indem er ihn ins Auto packte, nach Frankfurt fuhr und dort samt Goofy in eine Frachtmaschine stieg. „Seine Kiste stand hinter meinem Sitz. Er konnte mich sehen – und war ganz ruhig.“ Auch dem Kuvasz Brandon hätte er gern geholfen. Der Hütehund war 1996 in einem Rohbau gefunden worden. „Er war eigentlich brav, aber er mochte keine anderen Hunde. Wenn Sie Brandon an der Leine hatten und zurückhielten, weil ein anderer Hund kam, hat er Sie geschnappt“, erzählt Joachim. „Mit einem Maulkorb wäre alles kein Problem gewesen. Aber den wollten die Leute nicht, weil der Hund dann angeblich so gefährlich aussieht.“ Brandon starb 2007 im Tierheim.
Dobermann-Dame Chicca hatte mehr Glück: Sie durfte bei Karl-Heinz Joachim und seiner Frau Stela alt werden. Außerdem hat das Paar etliche Igel und Grünspechte in seinem Garten ausgewildert. In Zukunft werden die beiden viel Zeit im rumänischen Sibiu verbringen, der Heimat von Stela Joachim. Obwohl auch sie zwei Jahrzehnte im Tierheim gearbeitet hat, möchte sich das Paar kein neues Haustier zulegen. „Wir wollen reisen“, sagt Karl-Heinz Joachim voller Vorfreude, „mal wieder nach Amerika, nach Australien und nach Südafrika.“
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