Teststrecke in Allach: Panzerlärm zum Aufwachen

Allach - Im Nordwesten von München ist es sehr grün. Nachts streift ab und zu ein Fuchs durch den Garten. "Doch morgens um sieben Uhr werden die Einwohner unsanft vom Dröhnen eines Panzers aus dem Schlaf gerissen, gerne auch am Samstag": So beschreibt die Interessengemeinschaft Panzerteststrecke (IG) ihr Problem auf der Webseite schule-statt-panzer.de.
Die Bürgerinitiative erhöht den Druck
Der Konflikt in Allach schwelt zwischen dem Panzerhersteller Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und Bürgern aus umliegenden Wohngebieten. Zuletzt hat die Bürgerinitiative IG der Geschäftsleitung von KMW am 13. August einen offenen Brief überstellt.
Zwei Mitglieder gaben das Schreiben beim Pförtner ab. Anlass: Trotz des "Online-Erörterungsverfahrens" sind weder von der Rüstungsfirma noch von der Stadt "befriedigende Antworten" gegeben worden, so die IG.

Die zentralen Fragen an die KMW-Geschäftsleitung im offenen Brief lauten: "Gibt es bei Ihrer Firma Überlegungen dazu, den Standort Allach auf die grüne Wiese zu verlegen?" Und: "Halten Sie es für zeitgemäß, Panzer umgeben von ziviler prosperierender Wohnbebauung zu produzieren, beziehungsweise instandzuhalten?"
"Der Ausbau von Schulen wird blockiert"
Durch den Rüstungsstandort auf Stadtgebiet werde "in erheblichem Maße die Infrastruktur wie aktuell der Ausbau von Schulen blockiert", schreibt die IG. Hintergrund: Allach sucht derzeit dringend nach einem Standort für eine neue Realschule. Usus, eine weitere Bürgerinitiative, setzt sich für "wohnortnahe Bildung" in Allach-Untermenzing ein.
Bürger aus den betroffenen Wohngebieten haben das Schreiben an KMW unterzeichnet: Bettina Maurer aus der Hackersiedlung. Susanne Veit aus der Waldkolonie, Klaus Billert, Vorstand der Trinkl-Siedlung und Andi Frey, Vorstand der Siedlung Untere Angerlohe.
Tieffrequenter Lärm durch die Panzer
Denn laut IG höre man das Dröhnen der Panzer "kilometerweit". Das Bayerische Landesamt für Umwelt hat wegen der Lärmbelastung die Runden, die Panzer auf der Teststrecke drehen können, auf maximal 30 täglich begrenzt. "Der Betrieb der Kettenfahrzeuge Leopard I und II verursacht bei tieffrequentem Lärm hohe Überschreitungen der Richtwerte", so die IG in ihrem Brief.

Die Geschäftsleitung rührt sich nicht
Die Geschäftsleitung von Krauss-Maffei Wegmann hat auf den Brief bislang nicht reagiert. Die Pressestelle hat sich auf AZ-Anfrage nicht geäußert. Rechtsanwalt Benno Ziegler hat ein 28-Seiten-Schreiben an das Referat für Umwelt und Klima geschickt. Darin legt er dar, dass die Anlage "rechtswidrig" sei und "sofort stillgelegt" gehöre.
Begründung: "Für die Panzerteststrecke gibt es keine Baugenehmigung, für das Betreiben läge kein öffentliches Interesse vor", schreibt die IG.