Stripclub Kapitol: Verschmähte Liebe als Mord-Motiv

Jurij Sch. hat von einer gemeinsamen Zukunft mit der Bardame Natalia G. († 35) geträumt. Als sie ihn abblitzen lässt, ersticht er sie. Nach seiner Festnahme legt er ein Geständnis ab
Ralph Hub |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Nach dem Tötungsdelikt an einer Bardame im Nachtclub "Kapitol" nahm die Polizei einen Tatverdächtigen (kleines Bild) bei Dresden fest. Am Montag beginnt der Prozess.
Polizei/Job Nach dem Tötungsdelikt an einer Bardame im Nachtclub "Kapitol" nahm die Polizei einen Tatverdächtigen (kleines Bild) bei Dresden fest. Am Montag beginnt der Prozess.

München/Dresden - Er träumte von einer gemeinsamen Zukunft mit einer blonden, hübschen Frau. Jurij Sch. (44) malte sich aus, wie er und Natalia G. nach seiner Entlassung aus der Psychiatrie ein Paar würden. Er wollte sich einen Job suchen, ein neues Leben beginnen. Aber als er begriff, dass die 35-Jährige ganz andere Pläne hatte, drehte er durch – und erstach sie in der „Kapitol-Bar“, deren Geschäftsführerin sie war.

Nach knapp einer Woche in Freiheit sitzt Jurij Sch. also wieder in einer Zelle. „Er hat den Mord an der 35-Jährigen gestanden“, sagt Markus Kraus, der Chef der Münchner Mordkommission. Motiv für die Bluttat sei verschmähte Liebe: „Die Frau hat seine Gefühle nicht erwidert.“

Als Jurij Sch. das klar wurde, griff er in der Bar am Hauptbahnhof zu einem Messer und stach zu. „Wir sehen die Mordmerkmale Heimtücke und niedere Beweggründe erfüllt“, sagt Thomas Steinkraus-Koch, der Sprecher der Münchner Staatsanwaltschaft. Jurij Sch. droht im Falle einer Verurteilung lebenslange Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung.

Natalia und er ein Paar – Jurij Sch. war von der Idee besessen. Je näher der Tag seiner Haftentlassung rückte, um so mehr ergriff sie Besitz von ihm. „Natalia ist meine Freundin“, erzählte er einem Psychologen, der ihn in der Psychiatrie in Haar untersuchte. Er wolle mit ihr zusammenziehen und habe auch schon einen Job in Aussicht. Er tat alles, um den Gutachter zu überzeugen, dass aus ihm in der Haft ein anderer, ein besserer Mensch geworden sei.

2006 war Sch. wegen versuchten Mordes zu neuneinhalb Jahren verurteilt worden. Er hatte im Suff einen Freund niedergestochen.

Am Tag seiner Entlassung, am 4. März, tauchte Jurij Sch. gegen 23 Uhr im „Kapitol“ auf. Er erzählte den Bardamen von seiner Zeit im Knast. Doch tatsächlich interessierte er sich nur für Natalia G. Er drängte sie, ihn mit zu sich nach Hause zu nehmen. Natalia G. weigerte sich. Als sie die Polizei rief, verschwand er – kehrte aber Stunden später zurück. Wieder gestand er der Bar-Dame seine Liebe. Es kam zum Streit. Jurij griff ein Messer, das an der Bar lag, und stach zu. Natalia G. starb noch in der Nacht in einer Klinik.

Jurij Sch. tauchte bei einem Freund (31) unter. Er und ein weiterer Bekannter brachen mit Jurij Sch. am Donnerstag in einem weißen Lieferwagen in Richtung Dresden auf. Von dort aus sollte es weiter nach Polen gehen. Freitagmittag wurde Jurij Sch. gefasst. Er saß betrunken im Auto und wehrte sich nicht.

Die Bardamen aus dem „Kapitol“ hatten der Polizei von einem Verdächtigen namens Jurij erzählt. Zudem meldete sich ein Polizist der PI 44: Er berichtete ebenfalls von einem Schwerverbrecher, der gerade entlassen worden sei und demnächst wohl nach Moosach ziehen wolle.

Diese Hinweise führten die Fahnder direkt zu Jurij Sch. und seinem Freund. Der 31-Jährige sitzt seit dem Wochenende ebenfalls in U-Haft: Weil er seinem Spezl zur Flucht verholfen hat, ist er nun dran wegen Strafvereitelung.

 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.