Streunende Katze kehrt heim - nach zehn Jahren
In Laim wird ein abgemagerter Kater gefangen. Eine Tierdetektivin macht sich auf die Suche nach den Besitzern – und wird mit Hilfe des Internets fündig. Es gibt ein rührendes Wiedersehen.
Riem/Laim - Der Anruf aus dem Münchner Tierheim kommt völlig überraschend. „Besitzen Sie eine Katze?“, fragt eine freundliche Frauenstimme. Kurt R. stutzt. „Ich hatte mal einen Kater, den Felix. Aber das ist schon lange her, mindestens zehn Jahre“, antwortet er.
„Ihr Felix ist gefunden worden“, sagt Tierdetektivin Eveline Kosenbach – und später zur AZ: „Männer weinen ja nicht oft am Telefon. Aber dieser Mann hat vor Freude geweint.“
Eveline Kosenbach arbeitet seit 1996 in der Vermisstenstelle des Münchner Tierschutzvereins. Rund 4000 Hilferufe erreichen sie pro Jahr, über 95 Prozent der Ausreißer bringt sie wieder nach Hause.
Viele dieser Erfolgsgeschichten beginnen damit, dass Anwohner ein streunendes Tier melden. „So war es auch bei Felix. Er ist immer wieder in Laim gesehen worden. Aber bis wir vor Ort sind, fehlt von den Tieren oft jede Spur“, sagt Kosenbach. Schließlich fangen Privatleute den abgemagerten Tigerkater ein und bringen ihn nach Riem.
Im Ohr des Herumtreibers entdeckt die Viecherl-Fahnderin eine Tätowierung. Der Code führt sie zu einem Münchner Tierarzt. Im Archiv des Veterinärs findet sie Adresse und Namen des Katzen-Besitzers: Kurt R. aus Laim. Allerdings wohnt Familie R. dort nicht mehr. Nun müssen Google und Facebook ran.
„Ich habe so oft an ihn gedacht“
Eveline Kosenbach lässt nicht locker, bis sie Kurt R. an der Strippe hat. Der 56-Jährige fährt sofort ins Tierheim. „Ich habe den Kater gesehen und gewusst: Das ist mein Felix, auch wenn er sein altes Halsband nicht mehr hat.“
Zutiefst gerührt schließt er das Tier in die Arme. „Ich habe so oft an ihn gedacht.“ Der Kater schnüffelt lange an der Hand seines Besitzers. „Vielleicht hat er mich nach all der Zeit noch am Geruch erkannt.“
Mitnehmen darf der Filmschaffende seinen Felix zunächst nicht. Das wilde Leben hat dem fast 19 Jahre alten Kater stark zugesetzt. Er ist erblindet, sehr dünn, entkräftet und muss in der Tierklinik aufgepäppelt werden. „Aber er wird es schaffen und Herr R. kann ihn im Laufe der Woche abholen“, sagt Eveline Kosenbach.
„Ich hab’ dich überall gesucht“
Während er auf Felix wartet, erzählt der Tierfreund der AZ seine Geschichte: „Vor 14 Jahren haben meine Ex-Frau und ich uns getrennt.“ Kurt R. zog in eine kleine Wohnung, der Kater blieb bei Frauchen. „In der Fischersiedlung gibt es viele Gärten mit Mäusen und Vögeln – ein Paradies für Katzen. Deshalb habe ich ihn dort gelassen.“
Dass der Kater vor etwa zehn Jahren verschwand, erfuhr Kurt R. allerdings erst viel später. Er lebt mittlerweile in Dasing und hat keinen Kontakt mehr zu seiner geschiedenen Frau, die ebenfalls fortgezogen ist. „Sie will den Kater nicht zurück“, sagt Eveline Kosenbach.
Kurt R. hingegen kann es kaum erwarten, dass Felix wieder zu ihm kommt. „Vielleicht denkt er sich ja: Wo warst du? Ich hab’ dich überall gesucht.“
Tatsächlich ist Felix wohl all die Jahre durch Laim gestreunt und hat sich nie weiter von seinem alten Heim entfernt. „Deshalb möchte ich, dass er das bisschen Zeit, das er noch hat, in einer warmen Stube verbringt“, sagt der Besitzer. „Ich bin im Krankenstand und die nächsten drei Monate daheim. Das trifft sich in diesem Fall ganz gut.“
So können Kurt R. und sein Kater in Ruhe wieder zueinander finden.