Stadtspaziergang: Der bunte Stilmix am St.-Jakobs-Platz
Altstadt - Geht man vom Rindermarkt rüber zum Oberanger, fällt schon von weitem das wirklich wunderschöne Oraghaus auf.
Ein beeindruckendes, neobarockes Gebäude von 1897, mit schön herausgeputzten Verzierungen, begrünten Balkonen, mit einem Zweithaarstudio, mit lustigen Modellköpfen und einem Schneiderzubehörladen im Erdgeschoss - das Haus gehört der Schneidereigenossenschaft. Seit 1929 schon.
Der Jakobsplatz ist ein schöner, offener Platz
Ich nutze schnell die Gelegenheit, um mir dort einen Nähetikettenentferner zu kaufen. Ähnlich einer Nadel mit Widerhaken kann man damit die lästigen Etiketten in Hemden und Shirts entfernen, die mittlerweile oft mehrlagig und bunt bestickt eingenäht sind. Und einem bestätigen, ein unheimlich tolles Produkt - oder einen wahren Markenartikel - gekauft zu haben. Ich finde, sie kratzen einfach nur. Also entferne ich sie immer.
Der 52er- und der 62er-Bus halten hier an der Haltestelle St.-Jakobs-Platz. Auch vom Marienplatz oder vom Sendlinger Tor aus ist man zu Fuß wirklich schnell da.
Der Jakobsplatz selbst, ein schöner, offener Platz, mit dem jüdischen Zentrum, der Synagoge, dem Stadtmuseum, einem Brunnen, an dem die Kinder gerne spielen, Bänken und dem Stadtcafé.
Jetzt müsste nur noch der Sommer in die Gänge kommen
Fast schon wieder selbstverständlich sitzt man hier bei Kaffee und Kuchen im Freien und schaut den vorbeihastenden Menschen zu. Und doch ist es fast noch ein bisschen fremd, endlich wieder Speisekarten zu durchblättern, nach der Kuchenauswahl zu fragen - und wieder ein kleines bisschen Freiheit zu genießen.
Jetzt müsste nur noch der Sommer langsam in die Gänge kommen. Viel Zeit bleibt da nicht mehr, und das Argument "vielleicht haben wir ja einen schönen Herbst" kann ich einfach nicht mehr hören. Das wäre wie bei einem Vier-Gänge-Menü, das wenig verheißungsvoll beginnt, und man dann sagt. Na, vielleicht schmeckt ja wenigstens der Nachtisch... Aber das wie so oft nur mal so nebenbei.
Der Oberanger hat einiges zu bieten
Weiter schlendere ich am Oberanger entlang und sehe ein Altstadt-Häuschen, welches - laut Infotafel an der Wand - 1761 der Rokoko-Bildhauer Ignaz Günther erworben und bis 1775 bewohnt hat. Die Fenster mit Holzläden im Erdgeschoss, eine Büste an der Wand - und spätgotische Deckenbalken und Himmelsleiter im Inneren. Leider kann man nicht hinein.
Danach wird's am Oberanger ungleich moderner. Neue Gebäude, mit klaren Linien und strengen Formen stehen da - die neue Altstadt. Für heute ist mein Spaziergang hier zu Ende.
In diesem Sinne eine schöne Woche,
Ihr Sigi Müller