Sprengung im Elefantenhaus

Die Kuppel des historischen Elefantenhauses ist nicht mehr zu retten und wird ersetzt. Ende August rückt der Sprengmeister an. Die Tiere, heißt es in Hellabrunn, wird die Aktion nicht stören
Thalkirchen - Seinen 100. Geburtstag feiert das Hellabrunner Elefantenhaus heuer, doch der Jubilar ist nicht gut beieinander. Bald wird ihm auch noch mit Sprengstoff zu Leibe gerückt.
Schon seit Herbst 2010 stehen die Besucher vor verschlossenen Türen, rund um das Elefantehaus sperren Bauzäune den Zugang, es wird gebuddelt und gebaggert. Die Tiere sind Anfang 2011 ausgezogen, die Giraffen haben seit bald einem Jahr ein eigenes neues Haus, die Elefanten wohnen nebenan in ihrem provisorischen Übergangsheim.
Nachdem im denkmalgeschützten Bau von Architekt Emanuel von Seidl Teile der Decke herabgestürzt waren, wurde festgestellt, dass auch der Rest des Baus nicht mehr standfest ist. Das Gebäude von 1914 hatte nicht nur unter seinem Alter, sondern vor allem unter den ammoniakhaltigen Dämpfen des Elefantenurins so stark gelitten, dass es gesperrt werden musste – Einsturzgefahr!
Seitdem stützen im Inneren dicke Stahlgitter das Haus, ein aufwendiger Sanierungsplan wurde erarbeitet. Der muss viele Interessen unter einen Hut bringen – von Besuchern, Tieren und Pflegern, außerdem Kosten-Aspekte und den Denkmalschutz. Die Vorplanungen für das Gestaltungskonzept zogen sich in die Länge, allein der Entscheidungsprozess mit dem Landesamt für Denkmalschutz läuft seit Herbst 2011.
Doch jetzt geht es endlich voran, und zwar an der Kuppel. Wie sich herausgestellt hat, ist deren Sanierung das anspruchsvollste Unterfangen. Denn Konstruktion aus Stahlbeton und Plexiglas kann in ihren Originalteilen nicht erhalten werden - und wird abgerissen. Dafür wird sogar gesprengt.
Bevor der Sprengmeister anrückt, müssen in Kleinarbeit die Dachabdeckungen runter, Plexiglas und Kupferblech, darunter diverse Schichten Mineralwolle und Teerpappe. Selbst das Metall muss abgebürstet werden, um die damals verwendete bleihaltige Grundierung zu entfernen. Alles wird natürlich sortenrein entsorgt, ein großer Aufwand. Außerdem wird vorher schon von Hand am Übergang ziwschen Kuppel und Gebäude von Hand der unterste Kuppelring freigelegt, damit das Gebäude bei der Sprengung nicht beschädigt wird.
Steht dann nur noch das Gerippe der Kuppel, werden 2000 bis 3000 Bohrlöcher gesetzt und mit kleinen Mengen Sprengstoff gefüllt. Für Ende August ist diese so genannte Lockerungssprengung geplant. Wenn sie planmäßig läuft, fällt alles in Brocken in sich zusammen, „maximal Fußballgröße sollen die haben“, sagt der für den Rückbau der Kuppel zuständige Ingenieur Franz Scheitzeneder.
Vor der Sprengung wird das Kuppel-Skelett mit Sprengmatten aus Gummi abgedeckt, damit keine Teile herumfliegen und der Schall gedämpft wird. Im Elefantenhaus wird eine 50-Zentimeter-Schicht aus Kies und Sand als Sprengbett aufgeschüttet, um die Erschütterungen zu dämpfen.
Die benachbarten Elefanten wird die Aktion nicht stören, „das ist wie ein kurzer Donner“, sagt die Projektleiterin des Tierparks, Ilonka Rieser.
Weil so ein Abbruch gut vorbereitet werden muss, haben die Baumaßnahmen schon angefangen: Um überhaupt mit schwerem Gerät auf das Gelände zu kommen, werden zum Beispiel Zufahrtswege erschlossen und Container aufgestellt. Außerdem wird die komplette Infrastruktur aus dem alten Elefantenhaus in ein Provisorium verlegt, das auf der ehemaligen Giraffen-Außenanlage errichtet wird: Es werden Elektroleitungen umgelegt, die Bestandsheizkessel im alten Haus demontiert und in Provisorien umgesetzt. So der Betrieb des Elefanten-Provisoriums und des Schildkrötenhauses während Sanierung aufrechterhalten werden.
Bis Ende 2015 wird dann das restliche Gebäude saniert, das eine neue Kuppel aus Stahl und Glas bekommt. Die wird eine sehr viel höhere Haltbarkeit haben, als der Vorgängerbau, weil ihr die Dämpfe der Tiere nichts anhaben können. 15 Millionen Euro gibt die Stadt für diese Rundumerneuerung des Elefantenhauses. Weil sie ihr Heim dann nicht mehr mit anderen Tieren teilen müssen, haben die Elefanten haben dann doppelt so viel Platz wie vorher.