Sportlich schick wie Radi
Isarvorstadt - Vor dem Laden entspannen Paradiesvögel auf Flohmarkt-Sesseln an der Müllerstraße. Drinnen stöbern Neugierige durch Ausgefallenes: Es gibt Frottee-Mode, Vintage-Klamotten von Läden aus der Nachbarschaft, Schmuck und handgemachte Schokolade.
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Und weil in den Klamotten der Marke „Captain Skirt“ viel Lebensgeschichte der Familie Radenkovic steckt, ist der Laden mehr als einfach noch ein neuer schicker Laden im Viertel. Modedesignerin Darinka Radenkovic erklärt: „Meine Eltern waren Leistungssportler beim TSV 1860. Sie haben mich auf die Idee gebracht, Kleidung zu entwerfen, die bequem, sportlich und dabei auch schick ist – für viele ist das ja ein modischer Widerspruch.“
Ihr Vater ist der ehemalige Fußballtorwart und Meisterlöwe Petar „Radi“ Radenkovic. Der hatte schon immer einen eigenen Kleidungsstil, wie die Tochter zu berichten weiß. „Mein Vater brachte es fertig, mit ausgebeulter Jogginghose und dazu feinem Sakko zu meiner Abifeier oder in den besten Restaurants der Stadt zu erscheinen. Und das lange bevor lässige Turnschuhe und moderne Jogginghosen salonfähig waren so wie heute“, sagt sie lachend. „Für mich ist er bis heute ein modischer Rebell. Ich habe das immer bewundert“.
Aber auch ihre Mutter Olga hat die Modemacherin inspiriert: Die Idee, den Frottee-Stoff aus der Bademantel-Schublade zu befreien und daraus Mode zu machen, habe sie von ihr, erzählt Darinka: „Sie war eine Weltklasse-Basketballerin und trug gern bunte 70er-Jahre-Schlaghosen und Strandkleider aus Frottee – mal sportlich, mal schick oder eben beides. Als Hommage an sie habe ich das Strandkleid Beba – nach ihrem Spitznamen – entworfen. Tagsüber kann man das bequeme Frotteekleid sportlich-lässig tragen, und abends hat man sich mit einer schicken Kette dazu blitzschnell stadtfein gemacht. Ich bin mir sicher, sie hätte dieses Kleid geliebt. 2009 ist sie leider verstorben.“
Ihr Modelabel mit ausschließlich biologisch-zertifizierten Textilien betreibt Radenkovic zusammen mit Sabine Grabosch und ihrem Lebensgefährten Hein Gnutzmann. Besonders wichtig ist ihnen, dass der Laden nicht nur als reine Modeboutique wahrgenommen wird. Darinka betont: „Es soll ein Ort für Kreative und Münchner sein, an dem man sich trifft, austauscht und sich bei einem guten Kaffee einfach wohlfühlt“.
Wie der Name des Ladens „Pop Up 13“ ahnen lässt, werden die Räume für 13 Monate zwischengenutzt. Vieles hat man in dem früheren „Awi“-Schildergeschäft einfach so belassen, wie es war. Aus der Zeit, als hier noch eine Filiale der Hypo-Bank beheimatet war, stammen noch der wuchtige Banktresen und das alte Kassenhäuschen. „Wir wollten hier bewusst einen Kontrast zum Münchner exklusiv Einerlei setzen“, erklärt Hein Gnutzmann, der Mann mit den langen blonden Haaren und Hut.
Die Klamotten werden in alten Überseekoffern und vergoldeten Einkaufswägen gezeigt. Wer möchte, kann sich ein komplettes Outfit auf der Internetseite bestellen. Geliefert wird im Koffer und was nicht gefällt, geht einfach per Post wieder an den Laden zurück.
Die Einrichtung im Laden ist mobil und bei Bedarf schnell weg gerollt. Und das wird bald nötig sein: Ein Café, Ausstellungen und Auftritte mit Münchner Künstlern sind schon bald geplant.
Pop Up 13 Store, Müllerstraße 26, Mo-Sa 11–18.30 Uhr, www.captainskirt.com
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