Sendemasten in München: Wie sehr ist die Stadt belastet?

Weil jeder mit dem Handy telefoniert, werden immer mehr Funkmasten angebracht. Ist das gefährlich? Das will Viertel-Politiker Wolfgang Neumer von der Stadt testen lassen.
Hüseyin Ince |
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Dort oben auf den Dächern der Altstadt: Bezirksausschussvorsitzender Wolfgang Neumer deutet am Merkurbrunnen im Tal in Richtung der größtenteils unauffälligen Mobilfunkmasten auf Münchner Häusern.
Sigi Müller Dort oben auf den Dächern der Altstadt: Bezirksausschussvorsitzender Wolfgang Neumer deutet am Merkurbrunnen im Tal in Richtung der größtenteils unauffälligen Mobilfunkmasten auf Münchner Häusern.

Altstadt - Einen guten Handyempfang wollen wohl die meisten Münchner. Um das zu gewährleisten, braucht es allerdings Sendemasten – und die strahlen. Wie sehr das die Münchner belastet, wird aber derzeit nicht untersucht. Der Bezirksausschuss Altstadt-Lehel könnte die Stadt dazu auffordern, das zu ändern.

Sowohl Handys als auch deren Sendeanlagen an Häusern arbeiten ähnlich wie Mikrowellen, wenn auch deutlich schwächer natürlich. Fachlich korrekt gesagt erzeugen sie: hochfrequente elektromagnetische Felder. "Handys können bis zu zwei Watt abliefern, Funkmasten 20 bis 50 Watt“, sagt Wolfgang Neumer (CSU), Vorsitzender des Bezirksausschusses (BA) Altstadt-Lehel und ausgebildeter Elektrotechniker.

Forderung nach Strahlungs-Messung

"So weit mir bekannt, wird in der Münchner Innenstadt von neutraler Stelle nicht regelmäßig gemessen, wie stark die Strahlung wirklich ist“, sagt Neumer. Und er möchte es nun genau wissen. Neumer fordert München zu einer baldigen Messung auf.

Zur Einordnung: Aktuelle Mikrowellen erhitzen Nahrung zwischen 500 und 2.500 Watt, was für menschliches Gewebe definitiv gefährlich ist. Aber das ist für Neumer, der täglich auf Mobilfunk angewiesen ist, noch kein Grund zur Entwarnung. "Jeder merkt ja, wie das Ohr immer wärmer wird, wenn man lange telefoniert“, sagt er.

Werden Strahlungswerte eingehalten?

Neumer schließt also gesundheitliche Folgen nicht ganz aus, falls die gesetzlich festgeschriebenen Grenzwerte nicht eingehalten werden sollten. Das könne sich auswirken. "Schließlich funktioniert auch das menschliche Nervensystem auch mit Mikrostrom.“ Daher wird sich der BA-Chef am Dienstagabend der kommenden Woche mit einer offiziellen Aufforderung an die Stadt München wenden, vorausgesetzt, die Mitglieder des BA stimmen für seinen Vorschlag. In seiner Beschlussvorlage heißt es: "Das Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) wird aufgefordert, in der Altstadt Messungen durchzuführen und zu überprüfen, ob die zulässigen Strahlungswerte eingehalten werden.“


Jedes blaue Dreieck markiert Funkmasten oder Sendeanlagen. So häufig wie hier in Schwabing und in der Maxvorstadt kommen sie in der ganzen Stadt vor. Foto: AZ-Screenshot/Bundesnetzagentur

Der Grenzwert für Sendeanlagen kann nur in einem komplexen Messverfahren bestimmt werden. Einen absoluten Grenzwert zu nennen, ist schwierig und kommt auf den Abstand an. Bei Handys ist das etwas einfacher. Sie müssen einen Grenzwert von zwei Watt pro Kilogramm Gewebe einhalten. Die meisten aktuellen Smartphone-Modelle liegen bei Tests eindeutig darunter.

Bundesnetzagentur weiß nicht, wieviele Sendeanlagen in der Stadt stehen

Neumer hat zudem einen Verdacht, der auf Beobachtungen beruht: "Allein den letzten 16 Jahren wurden in der Innenstadt mehr als 200 Sendeanlagen genehmigt. Aber auf und an den Dächern sieht man sie kaum.“ Also fragt er sich: "Werden sie schlecht sichtbar an tieferliegenden Gebäudeteilen angebracht?“ Falls das so sei, so Neumer, wären Passanten hochfrequenter Strahlung ausgesetzt, ohne, dass sie es wüssten.

"20 bis 50 Watt, aus nächster Nähe, das wäre schon ziemlich unangenehm“, weiß der Elektrotechniker. Wie viele Sendeanlagen genau in der Stadt stehen, weiß weder das RGU noch die Bundesnetzagentur (BNA). Fest steht nur: In ganz Bayern existieren 11.886 Standorte mit Mobilfunk (Stand: Januar 2018). An einem Standort können jedoch bis zu 20 Sendeanlagen angebracht sein, vereinzelt sind es sogar noch mehr.

Erhebungen von 2012 und 2016: Keine Gesundheitsgefahr

Blickt man auf die wenigen Messungen der BNA in München, drängt sich zunächst nicht der Verdacht auf, dass eine Gesundheitsgefahr durch Mobilfunk bestehen könnte. Bei einer Erhebung 2012 an der Blumenstraße Ecke Corneliusstraße wurde der offizielle Grenzbereich für hochfrequente Strahlung nicht einmal zu einem Prozent ausgeschöpft, bei einer Messung 2016 an der Seitzstraße ebenfalls.

Ab welchem Wert Strahlung gesundheitsgefährdend ist oder nicht, wurde in §2 der "Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes“ festgelegt. Die Regelungen beruhen unter anderem auf Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation.

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