Sechzehn Zentimeter? Eis-Streit am Hinterbrühler See

Die Stadt gibt das Eis am Hinterbrühler See nicht frei, weil es "zu dünn" sei. "Schikane" nennen das wütende Eisstockschützen, die nachgemessen haben.
von  Irene Kleber
Rentner Jürgen Zwickh hat am Donnerstag seine Eisstockschützen-Freunde am Hinterbrühler See fotografiert (links Gaggi Ostertag). Mit seinem Akkuschrauber, sagt er, habe er 16,5 Zentimeter Eisdicke gemessen.
Rentner Jürgen Zwickh hat am Donnerstag seine Eisstockschützen-Freunde am Hinterbrühler See fotografiert (links Gaggi Ostertag). Mit seinem Akkuschrauber, sagt er, habe er 16,5 Zentimeter Eisdicke gemessen. © privat

Thalkirchen - Der Mittwoch hätte ein Traumtag sein können für das Münchner Eisstockschützen-Grüppchen am Hinterbrühler See. Eiskalt zwar, wie die ganze Woche schon – aber wunderschön sonnig über der geschlossenen Eisdecke.

"Wir hatten gerade angefangen zu spielen, da kam ein städtischer Aufpasser vorbei und hat uns von der Eisfläche vertrieben", berichtet der Münchner Rentner Jürgen Zwickh (75), "angeblich, weil das Eis noch nicht die erforderliche Dicke von 15 Zentimetern gehabt haben soll, so ein Schmarrn! Das ist doch reine Schikane und Bürokratismus, die Fläche nach dieser Kältewelle nicht aufzumachen."

Streit um die Eisdicke am Hinterbrühler See

Zwickh, der seit seiner Kindheit zum Eisstockschießen herkommt, wann immer es im Winter geht, hatte die Eisfläche schon tagelang beobachtet und erst am Vortag die Fläche geprüft. "Das Eis war superstabil, ich bin darauf herumgesprungen, da hat nix geknackst." Gestern Mittag hat der ehemalige Architekt sogar höchstpersönlich seinen Akkuschrauber samt 20-Zentimeter-Bohrer mitgebracht, ins Eis gebohrt und die Dicke gemessen: "16,5 Zentimeter hat das Eis am Westufer, an die 15 Meter vom Ufer entfernt", sagt der Rentner. "Es ist absolut nicht verständlich, was diese Sperrung soll!"

Das städtische Baureferat, das für die Verkehrssicherung auf den Eisflächen der Stadt zuständig ist, nennt auf AZ-Anfrage andere Zahlen. Man habe gestern ebenfalls gemessen, an drei Stellen sogar. Da seien nur "sechs bis 13" Zentimeter herausgekommen; die exakten Messpunkte könne man allerdings nicht mitteilen. Dienstag und Mittwoch seien es nur "sechs bis elf Zentimeter" gewesen. Deshalb bleibe die Fläche gesperrt.

Am Nymphenburger Kanal ist das Eis dick genug

Genau wie alle anderen Seen, für die die Stadt zuständig ist, wie der Riemer See, Seen im Ost- und Westpark, der Lerchenauer-, Feldmochinger- oder auch Langwieder See. Dass diesen Winter überhaupt noch einer davon geöffnet wird, ist demnach eher unwahrscheinlich, fürs Wochenende sind steigende Temperaturen angesagt (genaue Infos gibt die Hotline der Grünanlagenaufsicht  233-27 656).

Ausweichen kann man dorthin, wo der Freistaat Bayern zuständig ist, an den Schlosskanal vor dem Nymphenburger Schloss. Dort hat Pächter Herbert Fesl schon letzten Samstag eine 500 Meter lange Kanalstrecke für die Eisstockschützen aufgemacht – mit einer Zehn-Zentimeter- Eisschicht. "Bei mir bleiben die Bahnen auch noch auf", sagt er. "Locker noch bis nach dem Wochenende."

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