Schwabing: Die Wut der Krankenhaus-Mitarbeiter
Schwabing - Freddy Bergmann bekommt keinen Applaus. Der Finanzgeschäftsführer des Stadtklinikums hat in Schwabing wenig Fans. Vor allem im dortigen Krankenhaus.
Das soll laut eines Plans der Unternehmensberatung „Boston Consulting“ von 880 auf 290 Betten schrumpfen – im Rahmen der beabsichtigten Sanierung der Städtischen Kliniken. Von der Großklinik blieben nur noch ein lokales Notfall- und ein Mutter-Kind-Zentrum übrig.
Bei einer Diskussionsrunde zur Zukunft des Schwabinger Klinikums bereiten die Beschäftigten Bergmann deshalb einen frostigen Empfang – schließlich könnte er der Mann sein, der das Konzept in die Tat umsetzt.
Die über hundert Angestellten im Hörsaal der Kinderklinik jubeln eher den Vertretern des Betriebsrats, der Ärzte, des örtlichen Bezirksausschusses und einem Ex-Direktor zu – und den Vertretern des Vereines „Freunde des Krankenhauses Schwabing“. Die hatten zur Diskussion eingeladen.
Die Hauptaussage der Veranstaltung: Das Konzept von Boston Consulting sei untauglich und verfehlt.
Die Mitarbeiter seien „heftig verletzt“ von den Vorschlägen, sagt Schwabings Betriebsratsschef Christoph Emminger. Man sei „enttäuscht und frustriert“.
Der geplante Abbau schrecke gute Nachwuchskräfte ab, sagt Chefarzt-Sprecher Wilhelm Stolz. Vor kurzem sei ein Bewerber im letzten Moment abgesprungen: „Das wird für uns in den nächsten Jahren sicher ein Problem.“
Der ehemalige kaufmännische Direktor des Krankenhauses, Gerhard Pollner, sagt, das Konzept sei „mit heißer Nadel gestrickt“ – die Sanierung werde auf dem Rücken der Mitarbeiter, Patienten und Bürger ausgetragen: „Das kann nicht sein!“ Außerdem lasse das Gutachten komplett außer Acht, dass Schwabing die Anlaufstelle für 350000 Bürger im Norden sei.
Und das sei nicht das Ende, so Schwabings Bezirksausschuss-Chef Walter Klein. Der SPD-Mann erinnert daran, dass die Stadt in den nächsten Jahren stark wachsen werde – eine große Klinik in Schwabing sei also notwendig.
Ernst Tandler vom Freundeskreis stört, dass es zum Konzept von Boston Consulting keine Alternativen gibt: „Das ist nicht hilfreich.“ Er schlägt sogar vor, die fünf Häuser umfassende Städtisches Klinikum München GmbH aufzulösen. „Sollten es die Kliniken nicht alleine machen“, fragt Tandler – „zumindest Schwabing?“
Und Freddy Bergmann? Der nimmt das alles zur Kenntnis, mahnt aber auch: Münchens Kliniken seien „der größte Sanierungsfall im deutschen Gesundheitswesen zur Zeit“. Die Diskussion über das Konzept sei noch immer „offen“, sagt er dem Publikum. Und er habe auch kein Problem damit, den Standort Schwabing zu erhalten: „Aber dann zeigen Sie mir adäquate Vorschläge.“
Da lachen viele im Hörsaal bloß gequält – und einer ruft ungläubig: „Ist das nicht Ihr Job?“
- Themen: