Regenbogenbank am Glockenbach beschmiert: Farbanschlag auf ein buntes Wahrzeichen
Ludwigvorstadt-Isarvorstadt - Gleich zwei Überraschungen gab es diese Woche für Thomas Michel. Eine, die ihm zeigte, dass die Welt noch lange nicht so bunt und freundlich ist, wie er sie gerne hätte. Und eine, die ihm Mut macht, dass es Menschen gibt, die für so eine offenere Welt kämpfen.
Thomas Michel ist Vorsitzender des Gay Outdoor Club (GOC), das ist die schwul-lesbische Sektion des Deutschen Alpenvereins. Sein Verein spendete der Stadt drei Parkbänke in Regenbogenfarben - für Vielfalt, Akzeptanz und Offenheit. So steht es auch auf der Plakette, die auf den Bänken angebracht ist.
Regenbogenbänke für mehr Vielfalt
Und nun zuerst zu der schlimmen Überraschung: Eine Regenbogenbank wurde am Wochenende mit schwarzer Farbe beschmiert. Sie steht am Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz im Glockenbachviertel.
"Das ist unser Platz", sagt Michel. Hier findet das schwul-lesbische Maibaumfest statt. Und der Platz ist nach Karl Heinrich Ulrichs benannt, einem Juristen, der sich 1867 in München dafür einsetzte, dass Homosexualität nicht mehr strafbar ist. Jahrelang habe die queere Community in München dafür gekämpft, dass ein Platz in München nach ihm benannt wird, so schildert es Wolfgang Scheel. Er sitzt im Vorstand der Rosa Liste, einer schwul-lesbischen Wählerinitiative in München.
Dass ausgerechnet an diesem Platz die Regenbogenbank beschmutzt wurde, ist für die beiden Männer nicht bloß Vandalismus - sondern eine politisch motivierte Straftat. "Der Täter konnte die Buntheit nicht aushalten", sagt er.
"Der Ton ändert sich"
Er beobachtet schon seit einer Weile, dass der Ton gegen alle, die in den Augen der Mehrheit als anders erscheinen, rauer wird. "Selbst im Glockenbachviertel trauen sich junge schwule Pärchen nachts oft nicht mehr Händchen haltend herumlaufen", sagt er.
Auch Ben Deutschmann, der für die Beratungsstelle Strong arbeitet, die sich gegen Diskriminierung und Gewalt von LGBTI* einsetzt, beobachtet, dass die Delikte gegen die Community mehr werden. Seine Stelle erfasste 2021 insgesamt 165 Vorfälle, darunter waren Bedrohungen, Diskriminierungen, sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen. Vor 20 Jahren lagen diese Zahlen etwa bei der Hälfte.

Mehr Übergriffe auf die LGBTQ-Community gemeldet
Natürlich sei das Bewusstsein, Übergriffe zu melden, inzwischen höher. Auch das sei ein Grund für die gestiegenen Zahlen, sagt Deutschmann. Aber er erzählt auch: Wenn er sich eine Regenbogenfahne an den Rucksack heftet, fühlt er sich in München nicht sicher. In letzter Zeit lasse er sie deshalb lieber weg.
Natürlich war alles vor 30 Jahren schlimmer, meint Thomas Michel. "Da wäre eine Regenbogenbank gar nicht erst aufgestellt worden." Doch diese Offenheit wird gerade bedroht - das glaubt Michel, aber auch Ben Deutschmann und Wolfgang Scheel.
Und nun zu der zweiten, zu der schönen Überraschung, die Michel diese Woche erlebte: Als er sich mit der AZ am Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz trifft, hat ein Unbekannter die Regenbogenbank bereits gereinigt. Nur ein paar schwarze Streifen sind noch darauf zu sehen. Für Michel ein Zeichen, dass es auch Münchner gibt, die sich die Buntheit nicht nehmen lassen wollen.