Psychologin: "Vermute, der Täter stand unter Drogen"

Nach dem Mord an Domenico L. in der Isarvorstadt: Psychologin Anna Schoch stellt ganz eigene Thesen zu der Tat auf. Was die Polizei in solchen Situationen rät...
Torsten Huber |
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Die Münchner Psychologin Anna Schoch stellt eine eigene These im Messer-Mord auf.
Martha Schlüter Die Münchner Psychologin Anna Schoch stellt eine eigene These im Messer-Mord auf.

München - Ein junger Mann ist tot, nur weil er seine Freundin gegen einen Spucker verteidigen wollte. Polizeisprecher Wolfgang Wenger rät dazu, in einer vergleichbaren Situation lieber die Polizei zu rufen, „bevor etwas eskaliert. Ich weiß, wie schwer das ist. Aber bleiben Sie lieber auf Distanz und rufen Sie die 110.“ Angst, dass man sich in der Einsatzzentrale lächerlich mache, müsse man nicht haben. Wenger sagt, die Beamten seien angewiesen, auch so eine Beleidigung ernst zu nehmen und entsprechend zu verfolgen.

Die AZ sprach mit Psychologin Anna Schoch über den Messer-Mord.

AZ: Frau Schoch, der Polizeisprecher rät, die 110 zu wählen. Raten Sie das auch?

ANNA SCHOCH: Das mit der Polizei kann sehr unbefriedigend sein. Wenn nichts passiert ist, fahren sie wieder.

Wie kommen Sie darauf?

Bei meinem Metzger kommt ständig ein Mann und pöbelt rum. Einmal wollte er seine Leberkässemmel für 2,50 Euro mit einem 20.000-Euro-Scheck bezahlen. Der Metzger sollte ihm bar rausgeben und tat es nicht. Da flippte er aus. Die Polizei diskutierte nur und fuhr wieder weg. Konsequenzen gab es keine.

Konkret zum Radl-Mord. Wie konnte es so weit kommen?

Radfahrer und Fußgänger – das ist ohnehin ein Problem in München. Der Täter hatte vielleicht schon einmal Streit mit Radfahrern und ließ seine Wut jetzt an dem Paar aus.

Aber mit einem Messer?

Das lässt auf eine bestimmte Tätergruppe schließen. In der Rage zieht es einer leider dann vielleicht auch.

Was lief im Täter ab?

Ich vermute, dass er unter Drogen stand. Er sah das glückliche Paar. Er ist allein, da bespuckt er die Frau. Es kommt zum Streit. Dass so etwas irgendwann passiert, war abzusehen.

Wie meinen Sie das?

In unserer Gesellschaft gibt es seit der 68er-Generation zu wenig Erziehung. Jeder fährt die Ellenbogen aus, ist unverschämt und ruppig. Es gibt keine bürgerliche Gesellschaft mehr, die solche Leute aufhält. Man muss ja nur die Gewalt im Fernsehen anschauen.

Meinen Sie die Kriegsberichte in der Tagesschau?

Nicht nur die. Ich habe mal gelesen, das pro Woche im TV über 280 reale Gewaltverbrechen ausgestrahlt werden.

Wie hätte sich der Radfahrer verhalten sollen?

Man muss die Lage abschätzen. Verstärkung auf der Straße holen. Wenn man merkt, dass sich der andere immer mehr reinsteigert: die Konsequenzen ziehen und besser weggehen.

 

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