Polizei-Offensive am Hauptbahnhof: Die Szene lässt sich nicht vertreiben
Ludwigsvorstadt - Auch wenn jeden Tag die Streifen aufs Neue durchs Bahnhofsviertel patrouillieren, die Drogen- und Alkoholszene lässt sich davon nach drei Monaten nicht mürbe machen. Raufereien, Diebstahl und Vandalismus sind noch immer an der Tagesordnung. Wildbiesler werden zunehmend zum Problem. Die Bundespolizei erwischt inzwischen beinahe täglich jemanden.
Im Dezember haben Polizisten 650 Personen rund um den Hauptbahnhof kontrolliert, 380 von ihnen bekamen einen Platzverweis. Oft geht es um Saufgelage in aller Öffentlichkeit. Wenn der Alkoholpegel steigt, steigen auch die Aggressionen, Streitereien und Prügeleien sind die Folge. 15 Personen wurden festgenommen.
Im Januar wurden laut Präsidium knapp 1000 Personen kontrolliert, davon bekamen 360 einen Platzverweis. Zehn Personen kamen in Gewahrsam. Die Zahlen sind nahezu konstant und belegen, dass es trotz er verstärkten Kontrollen nicht unbedingt gesitteter im Bahnhofsviertel zugeht.
Immerhin das Alkoholverbot zeigt Wirkung
Auch die organisierten Bettlerbanden schnorren noch immer in der Bayerstraße Passanten am Gehsteig an. Illegale Prostituierte suchen nachts wie eh und je nach Freiern.
Trinker und Junkies treffen sich weiterhin am Bahnhofsvorplatz, am Anfang der Schützenstraße und im Alten Botanischen Garten. Manche weichen inzwischen den Kontrollen aus, sie gehen rüber zum Sendlinger Tor oder zum Königsplatz und hoffen, dass man sie dort in Ruhe lässt. Was aber nicht passiert. "Wir haben den gesamten Bereich im Auge", sagt Polizeisprecher Benjamin Castro Tellez.
Im Hauptbahnhof und den umliegenden Straßen gilt seit vergangenem Jahr ein striktes Alkoholverbot zwischen 22 Uhr abends und 6 Uhr am nächsten Morgen. "Das Verbot zeigt Wirkung", sagen Streifenpolizisten. "Aber Veränderungen treten eben nur langsam ein".
Situation könnte sich bald verschlimmern
Am Orleansplatz gegenüber dem Ostbahnhof hat es fast zehn Jahre gedauert, bis die Szene vertrieben war. Fest installierte Überwachungskameras und der permanente Kontrolldruck haben schließlich gewirkt. "Heute ist die Szene nahezu komplett verschwunden", sagen Geschäftsleute und Anwohner.
Die Kontrollen am Hauptbahnhof gehen weiter und die Zahlen werden vermutlich sogar noch steigen. Was auch daran liegt, dass es vielen aus der Szene momentan auf der Straße zu kalt ist. Anwohner fürchten: "Sobald es wärmer wird, ist am Bahnhofsvorplatz und im Alten Botanischen Garten auch wieder mehr los",
"Es war nicht zu erwarten, dass sich die Zustände rund um den Hauptbahnhof innerhalb eines Vierteljahres ändern", sagen viele Anwohner. "Die zusätzlichen Streifen zeigen aber, dass endlich etwas passiert und man die Menschen im Viertel mit den Problemen nicht länger alleine lässt".
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