Paul-Heyse-Tunnel: Weg mit dem Blech

AZ-Reporterin Anja Perkuhn über den Deckel gegen Obdachlose im Paul-Heyse-Tunnel. "Defensive Architektur" hilft niemandem.
von  Anja Perkuhn
Spenden statt Blech: AZ-Reporterin Anja Perkuhn über den neuen Deckel im Paul-Heyse-Tunnel.
Spenden statt Blech: AZ-Reporterin Anja Perkuhn über den neuen Deckel im Paul-Heyse-Tunnel. © ape/AZ

Wer auch immer den Blechbogen über den Obdachlosen-Schlafplatz gespannt hat: Er hat nicht weiter gedacht, als die dortige Nische tief ist – oder doch, und sich dann bewusst in egoistischer Manier für diese Maßnahme entschieden, was die Angelegenheit nicht besser macht.

In London zum Beispiel ragten 2015 plötzlich Metallspitzen aus dem Boden, wo sonst Obdachlose schliefen. Ähnliche menschenverachtende und ignorante "Wenn ich das Problem nicht sehe, ist es nicht da"-Aktionen sind geläufig: abgerundete oder durch eine Armlehne geteilte Parkbänke, laute Musik an Bahnhöfen, Betonpyramiden unter Brücken.

Kaltherzig – und kurzsichtig

"Defensive Architektur" nennt man das, denn sie hilft niemandem, löst nichts, sondern verschließt nur die Augen. Von Metallspitzen und Blechdeckeln verschwinden die Obdachlosen nicht – sie übernachten dann einfach einen Häuserblock entfernt. Bauarbeiten gegen Obdachlose demonstrieren nicht etwa Stärke. Sondern Kaltherzigkeit und Kurzsichtigkeit.

Also bitte: Weg mit dem Blech. Und spenden an die vielen Einrichtungen für Wohnungs- und Obdachlose, die es in München gibt.

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