Ottobrunner Straße: Kauft die Stadt München dieses Wäldchen?

Ramersdorf - Bernhard Gerstenkorn, der Inhaber des Gartencenters Seebauer in Ramersdorf, möchte seinen Betrieb erweitern und günstige Wohnungen für seine Mitarbeiter bauen. Um das zu finanzieren, will er den Großteil seines rund 9.000 Quadratmeter großen Grundstücks an der Ottobrunner Straße 3 verkaufen, am liebsten an die Stadt.
Gartencenter Seebauer: Verhandlungen um Grundstück seit 2017
Schon 2017 starteten die Verhandlungen, 2019 machte die Stadt ihm ein konkretes Angebot, zog es dann aber zurück. "Der Preis wäre okay gewesen", sagt Gerstenkorn, doch welchen der städtische Gutachter ermittelt hat, "zeigte man mir nicht". Klare Signale, dass die Stadt die Fläche kaufen wollte, blieben ebenfalls aus. So stellte Bernhard Gerstenkorn im vergangenen Jahr eine Bauvoranfrage. "Das musste ich machen, um das vorhandene Baurecht zu ermitteln", so der Seebauer-Chef.
"Veränderungssperre" bringen Planungen ins Stocken
Doch dann die Überraschung: Der kürzlich tagende Planungsausschuss beschloss eine "Veränderungssperre" für das Gerstenkorn-Grundstück und das daneben liegende städtische Areal. Das bedeutet, vier Jahre lang kann erst mal nicht geplant werden, Gerstenkorns Bauvoranfrage war damit kurz vor deren Terminablauf vom Tisch.
Über Nacht quasi hatte das Planungsreferat den entsprechenden Passus in die Beschlussvorlage eingefügt. Der Grundbesitzer sollte wohl im Preis gedrückt werden. Dazu Gerstenkorn: "Ich fand es sehr unschön, dass man versuchte etwas zu erzwingen, wozu ich bereit war!"
Weicht die Baumschule bald Sonderwohnungen?
Gutachten über den "wertvollen Baumbestand" - Gerstenkorns Großvater hatte hier seine Baumschule - legte die Verwaltung den Stadträten nicht vor. Dabei möchte Bernhard Gerstenkorn noch immer am liebsten an die Stadt verkaufen und würde sich freuen, wenn diese dort Sonderwohnformen errichten würde. "Auch die Bäume können besser erhalten werden, denn die Stadt kann die Bebauung entsprechend planen."
Problematisch an der "Veränderungssperre" allerdings ist, dass Verhandlungen zwischen Kommunalreferat und Gerstenkorn nicht mehr möglich sind. So führte der Seebauer-Chef viele Gespräche mit Politikern und Verwaltung und konnte erreichen, dass die Vollversammlung des Stadtrats beschloss, die "Veränderungssperre" während der Verkaufsgespräche nicht weiter zu verfolgen.
Gerstenkorn: Am liebsten an die Stadt verkaufen
Seit die Sache publik wurde, "habe ich täglich Anfragen von Immobilienunternehmen, die das Grundstück kaufen wollen", so Gerstenkorn. Für ihn keine Option, die Stadt steht an erster Stelle.
Persönlich enttäuscht ist der Seebauer-Chef aber doch und bedauert, dass er "künftig nicht mehr so vertrauensvoll mit der Stadt sprechen kann". Ein Déjà-vu - auch die Menschen im SEM Gebiet Daglfing fühlen ähnlich.