Neuhausen: Grundstücke gerettet - Eisenbahner können durchatmen

Neuhausen - Neuhausen ist geprägt von den alten Eisenbahner-Wohnungen. Sie garantieren, dass hier auch Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen wohnen können. Doch diese soziale Mischung ist gefährdet. Weil Genossenschaften Erbbaurecht verlieren – und Wohnungen an Investoren zu fallen drohen.
Besonders viel Aufmerksamkeit haben in den vergangenen Jahren die Wohnungen der Baugenossenschaft München-West des Eisenbahnpersonals (EBG West) erhalten. Die Genossenschaft wollte die Wohnungen gerne selbst kaufen, der Bund wollte aber offenbar (zu) viel Geld. Mieter protestierten, örtliche Landtagsabgeordnete schalteten sich ein. Jetzt gibt es offenbar für einige der Wohnungen einen Durchbruch: Die Staatsregierung meldet, dass notwendige Genehmigungen vom Bund erteilt worden seien, die Genossenschaft teilt mit, schon erste Wohnungen gekauft zu haben.
Neuhausen: Die Grundstücke kosten 36,5 Millionen Euro
Bauminister Hans Reichhart (CSU) sagte am Donnerstag der AZ, der Staatsregierung sei es ein wichtiges Anliegen, dass das Ablaufen der Erbpachtverträge nicht zulasten der Mieter geht. "Wir haben uns beim Bund tatkräftig für die Genossenschaft eingesetzt", sagte der Minister. Die Genossenschaften leisteten "gerade in München" einen "wichtigen Beitrag zur Wohnraumversorgung". Deshalb freue er sich, dass die Baugenossenschaft "einen Teil der überlassenen Grundstücke bereits erwerben konnte".
Das bestätigt die Baugenossenschaft, die am Donnerstag telefonisch nicht erreichbar war, auf ihrer Homepage. "Der erste Kaufvertrag ist vollzogen", heißt es dort, "die Grundstücke Schäringer-, Menrad-, Stupfstraße und Landshuter Allee, Ruffini- und Mayrfelsstraße gehören inzwischen unserer Genossenschaft". Als Preis werden 36,5 Millionen Euro genannt.
Neuhausen: Nicht alle Eisenbahner sind gerettet
Die 1908 gegründete Genossenschaft ist gemeinnützig und nicht gewinnorientiert. Nach dem Kauf wird es für die Mieter trotzdem zu höheren Preisen kommen, glaubt die Neuhauser Bezirksausschuss-Vorsitzende Anna Hanusch (Grüne). "Aber sie werden eben moderater steigen", sagt sie. Der Kauf der Grundstücke sei "sehr erfreulich", der Preis von 36,5 Millionen Euro aber "immer noch sehr ordentlich". Die örtliche Grünen-Landtagsabgeordnete Katharina Schulze sagte, es sei "Wahnsinn, wie lange das gedauert hat", das sei eine "Zeit der großen Unsicherheit für die Mieterinnen und Mieter" gewesen.
Sie sei froh, dass jetzt erste Verträge abgeschlossen wurden. Für weitere Grundstücke der Baugenossenschaft in Neuhausen seien aber "nach wie vor sehr viele Fragen offen". Die einen Neuhauser Genossenschafts-Mieter sind gerettet, soll das heißen. Andere aber noch lange nicht.
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