Neues "Wohnen für Senioren": Es freut nicht alle!

Seit Jahren stehen die Gebäude leer, in denen einst Jalousien gefertigt wurden. Jetzt soll hier Wohnen für Senioren entstehen – was nicht alle freut.
von  Sophie Anfang
Der Flachbau in Thalkirchen und das Gebäude dahinter in der Fraunbergstraße stehen seit Jahren leer. Jetzt kommt Bewegung in die Sache.
Der Flachbau in Thalkirchen und das Gebäude dahinter in der Fraunbergstraße stehen seit Jahren leer. Jetzt kommt Bewegung in die Sache. © Anfang

Viel hat sich in den vergangenen Jahren getan, im recht beschaulichen Thalkirchen: Wo einst Büsche wucherten, wird jetzt teuer gewohnt, es gibt einen großen Supermarkt (auch das lange nicht selbstverständlich) und mit dem Thalkirchner Platz tatsächlich wieder so etwas wie ein Zentrum im Viertel.

Ein Fleckerl Erde hat dieser Entwicklung jedoch Stand gehalten: An der Fraunbergstraße 4 stehen seit Jahren Betriebsgebäude leer. Einst wurden hier Jalousien und Rollläden gefertigt, inzwischen gehören die Gebäude der Stadt. Die Fenster und Türen sind seither zugemacht, das Gelände liegt brach.

Zielgruppe: Menschen mit wenig Geld

Doch nun kommt Bewegung in die Sache: Statt den leeren Flachbauten sollen hier neue Häuser entstehen – vor allem für Senioren. Planen wird das das Sozialreferat. Zielgruppe sind also Menschen mit weniger Geld in der Tasche.

Noch ist das Vorhaben nicht sehr konkret, nur die Eckpunkte stehen: Ein Mehrgenerationenwohnen soll es werden, integriert darin eine Kita mit vier Gruppen. "Aktuell prüfen wir noch die Umsetzung", sagt Bernd Plank, Sprecher des Kommunalreferats, das für die städtischen Grundstücke zuständig ist. "Der Zeitplan ist noch nicht final fertig."

Kein privater Bauträger

Klar ist jedoch schon, dass es kein privater Bauträger ist, der hier zum Zug kommen wird. Das Grundstück bleibt bei der Stadt, der Auftrag wird also, wenn er einmal erteilt wird, an eine städtische Wohnungsbaugesellschaft gehen.

Wie die das derzeit noch recht spärlich bebaute Grundstück nutzen wird – und was mit dem alten Baumbestand dort geschieht – ist freilich nicht absehbar. Bis die Bagger rollen, werden erfahrungsgemäß also wieder Monate, wenn nicht sogar Jahre, vergehen.

Für eine Gruppe ist der Ärger jedoch jetzt schon akut. Mehrere Thalkirchner hatten, zusammen mit der Wohnungsinitiative El Caracol, versucht, auf dem Areal ein alternatives Wohnprojekt zu realisieren. Gegangen wäre es dabei auch um Mehrgenerationenwohnen, allerdings mit Kleingewerbe statt Kita. Das Haus hätte die Gruppe zusammen und genossenschaftsähnlich gebaut, um das Grundstück der Spekulation zu entziehen.

Kritik: Stadt vergibt das Grundstück ohne Ausschreibung

Ihr Vorhaben hatte die Gruppe bereits zwei Mal dem örtlichen Bezirksausschuss vorgestellt, die an dieser Stelle jedoch lieber eine Realschule realisieren wollte. Ein entsprechender Antrag liegt – nach den neusten Entwicklungen nun mit mäßiger Aussicht auf Erfolg – beim Bildungsreferat.

Die Idee, dass die Stadt das Mehrgenerationenwohnen nun selbst realisieren möchte, löst bei El Caracol gemischte Gefühle aus. "Theoretisch ja ganz gut, dass endlich etwas passiert", heißt es. Kritik gibt es aber daran, dass die Stadt das Grundstück ohne Ausschreibung vergeben möchte. Das Projekt von El Caracol hat so keine Chance, zum Zug zu kommen.

Das Kommunalreferat sieht das jedoch unproblematisch. Dass das Grundstück ohne Ausschreibung an eine städtische Wohnungsbaugesellschaft vergeben wird, sei ein "ganz normales Prozedere". Man wolle städtische Grundstücke eben nicht mehr aus der Hand geben und so verhindern, dass sie zu Spekulationsobjekten werden – was für die Initiatoren des alternativen Wohnprojekts die Ironie an der Geschichte sein könnte.

El Caracol will auf jeden Fall noch nicht aufgeben: An diesem Samstag wird die Initiative auf dem Thalkirchner Platz sein und Bürger über ihre Ideen für die Fraunbergstraße 4 informieren.

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