Münchner Promi-Wirt von Betrüger geleimt
Altstadt - Eigentlich ist Promi-Wirt Patrick Bertermann („Goldenes Kalb“, „Miura“) immer noch fassungslos. Der Mann, dem der 43-jährige Gastronom so vertraut hat, der für ihn „zur Familie gehörte“, hat sich als skrupelloser Hochstapler entpuppt. Harald R. (29, Name geändert) gab sich als Audi-Mitarbeiter aus, der die Wagen des Ingolstädter Herstellers billiger besorgen könnte.
Nichts davon stimmte. Der Schaden: 354 084 Euro. Wegen Betruges in 25 Fällen muss er sich seit gestern vor dem Amtsgericht verantworten.
Patrick Bertermann kam am Montag als Zeuge. Er berichtete davon, wie er nicht nur beim Autokauf von Harald R. gelinkt wurde, sondern auch bei der Untervermietung seines Münchner Hauses.
Harald R. gaukelte ihm vor, dass Audi dafür zahlen würde. Drei Monate residierte Harald R. in dem Haus. Miete zahlte er keine. Doch für Bertermann kam es noch schlimmer. Da sich der Gastronom und Unternehmer auch für die Auto-Deals seiner Freunde und Bekannten verantwortlich fühlte, denen er Harald R. vorgestellt hatte, habe er auch diesen die Anzahlung erstattet.
Dass er dem Hochstapler so vertraut habe, erklärt sich der Pferde-Liebhaber unter anderem mit dem „Babyface“ des Angeklagten: „Auch erfahrene Autohändler, die eigentlich alle Tricks kennen müssten, haben sich täuschen lassen. Das tröstet mich.“
Die Masche: Harald R. hatte seinen Opfern Audis zum Spartarif versprochen und jeweils 30 Prozent des Kaufpreises als Anzahlung kassiert. Die Verzögerungen bei der Auslieferung des Autos erklärte er dann mit Lieferschwierigkeiten.
Der Hochstapler ging planmäßig vor. Mit seinem ebenfalls angeklagten Vater (57) gründete er eine Autohandels-Gesellschaft, um den Geschäften einen seriösen Anstrich zu geben.
Harald R. wirkte offenbar sehr überzeugend. In einem Fall bat er die Auto-Käufer sogar zur Auslieferung nach Ingolstadt. Nur um dann ganz entgeistert zu berichten, dass die Wagen gerade eben sämtlich von einem neidischen Kollegen zerkratzt wurden.
Niemand schöpfte Verdacht.
Im Prozess sorgt dann Harald R. für eine weitere Überraschung: Womöglich sei er gar nicht schuldfähig gewesen. Der Grund: Er sei spielsüchtig. In den Casinos sei er als Pokerspieler in den vergangenen sechs Jahren Stammgast gewesen. Davon hatte er den Ermittlern bislang aber nichts erzählt.
Dementsprechend kritisch reagierten Staatsanwaltschaft und Gericht auf den Antrag, ein medizinisches Gutachten dazu zu erstellen.
Der Prozess wird fortgesetzt.
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