Münchner Polizei konfisziert Extrem-Droge Carfentanyl – haut sogar Elefanten um

Erstmals ist das extrem gefährliche Carfentanyl in München sichergestellt worden – und zwar ausgerechnet im vornehmen Herzogpark in Bogenhausen. Experten sind alarmiert.
Ralph Hub
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Carfentanyl wird häufig Heroin beigemischt, ist aber brandgefährlich – schon in geringen Dosen kann die Droge zu Atemstillstand und Tod führen.
Carfentanyl wird häufig Heroin beigemischt, ist aber brandgefährlich – schon in geringen Dosen kann die Droge zu Atemstillstand und Tod führen. © Felix Zahn/dpa

München - Das synthetisch hergestellte Opioid Carfentanyl ist 7.500 Mal stärker als Morphium. Normalerweise wird es von Tierärzten eingesetzt, um beispielsweise Elefanten oder Nashörner zu betäuben. In der Münchner Drogenszene ist die extrem gefährliche Droge nun zum ersten Mal sichergestellt worden – ausgerechnet in einer der exklusivsten Wohngegenden der Stadt, im Herzogpark.

Opioid Carfentanyl erstmals in München aufgetaucht: Schon ein paar Krümel sind tödlich

Für Süchtige ist Carfentanyl extrem schwer zu dosieren. Genau das macht die Droge so gefährlich. "Es geht um Mengen im Mikrogrammbereich", sagt Ludwig Waldinger, Sprecher des Bayerischen Landeskriminalamtes (LKA). "Die Grenze zwischen gewolltem Rausch und einem tödlich verlaufenden Atemstillstand ist minimal." Es bestehe gerade bei pulverförmigen Proben ein unkalkulierbares Risiko der Überdosierung.

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Das harmlos aussehende bräunliche Pulver wird oft Heroin beigemischt. Schon ein paar Krümel können einen Menschen töten, sagen Experten. Zudem ist die Substanz bei Polizeikontrollen nur schwer nachweisbar. Für Drogenspürhunde ist das Risiko extrem hoch, wenn sie versteckte Drogen erschnüffeln und dabei auf Ausdünstungen von Carfentanyl stoßen.

Je höher der Anteil des billigen Carfentanyl, desto weniger Heroin ist notwendig

In amerikanischen Großstädten ist Carfentanyl auf den Straßen inzwischen weit verbreitet. Die US-Rauschgiftbehörde DEA warnt seit Jahren vor dem Stoff, er sei "wahnwitzig gefährlich". Für Rauschgifthändler ist das oft aus China importierte Anästhetikum für Tiere ein Mittel zur Maximierung der Gewinne im Drogengeschäft.

Je höher der Anteil des billigen Carfentanyl, desto weniger Heroin ist notwendig. Jetzt wurde das Teufelszeug erstmals in München von der Polizei sichergestellt. Eine Streife der PI 22 (Bogenhausen) kontrollierte einen Verdächtigen im Herzogpark. Der 54-Jährige aus dem Landkreis Nürnberg ist bereits wegen rund einem Dutzend Drogendelikten polizeibekannt.

Die Polizisten in München hielten den Stoff zunächst für Heroin

Der Mann hatte neben Spritzen und anderen Drogenutensilien Rauschgift dabei. Er wurde wegen eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz angezeigt. Er ist offenbar Konsument und hat nicht mit dem Stoff gehandelt. Der 54-Jährige befindet sich auf freiem Fuß. Die Droge wurde als Beweismittel sichergestellt. Zunächst hielt man die Substanz für Heroin. Bei der Analyse im Kriminallabor stellte sich heraus, dass es sich um Carfentanyl handelt. "Die Menge lag unter einem Gramm", sagte Polizeisprecher Florian Hirschauer.

LKA Bayern: "Carfentanyl wird zur Betäubung von Elefanten und Nashörnern angewendet"

Der alarmierende Drogenfund wurde bereits im vergangenen Dezember gemacht. Nachdem jetzt klar ist, um was für eine gefährliche Droge es sich handelt, gab das Landeskriminalamt in München am Montag eine Warnung heraus. Carfentanyl wird "zur Betäubung von Elefanten und Nashörnern angewendet", so das LKA. "Aufgrund der Wirkstärke und den daraus resultierenden Nebenwirkungen findet es jedoch keine Verwendung in der Humanmedizin."

"Es kann zu Nebenwirkungen wie Atemdepression bis hin zum Atemstillstand kommen. Weitere Folgen sind Übelkeit, Schwindel, Bewusstlosigkeit und Koma. Weltweit sind im Zusammenhang mit der Einnahme von Carfentanyl zahlreiche Intoxikationen und Todesfälle bekanntgeworden, betont LKA-Sprecher Ludwig Waldinger.

Gefährliche Droge Carfentanyl: Mehrere Dutzend Todesfälle in Europa

In Europa kam es in den letzten Jahren immer wieder zur Sicherstellung von Carfentanyl, es wird meist als Heroin verkauft. Die Europäische Drogenbeobachtungsstelle meldete mehrere Dutzend Todesfälle im Zusammenhang mit der Einnahme von Carfentanyl, unter anderem starben Menschen in Belgien, Estland, Norwegen, Schweden und Großbritannien.

Woher der in München sichergestellte Stoff stammt, ist bisher nicht geklärt. Drogenfahnder ermitteln. Der verdächtige 54-jährige Iraner hat keine Angaben gemacht, wo oder bei wem er das Carfentanyl gekauft hat.

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  • ChrisS am 13.02.2024 13:47 Uhr / Bewertung:

    "Der 54-Jährige befindet sich auf freiem Fuß." .... vielleicht ist auch die Gesetzgebung gefragt. Strengere Gesetze und höhere Strafen statt der Legalisierung von Einstiegsdrogen. Das Thema Drogen wird von der Ampel Politik ja gerade heruntergespielt.

  • Plato's Retreat am 13.02.2024 08:22 Uhr / Bewertung:

    Über Fentanyl wird seit zwei Jahren in internationalen Medien intensiv berichtet. Das ist reines Gift, spottbillig (und deshalb äußerst einträglich für die Dealer), mit denen die sich so liberal gebenden Städte im pazifischen Westen der USA inzwischen überflutet werden. "Opioidkrise in den USA" - jeder kann das googeln. Geradezu angeheizt werden die amerikanischen Probleme durch eine linke Politik, die den Konsum dieses Stoffs straffrei stellt - so bleiben die Leute auf der Straße und man nimmt ihnen die Chance, im Knast clean zu werden.

    Im obigen Fall wurde Heroin gestreckt. Das ist die eine Form, wie es konsumiert wird. Oft wird es aber direkt geraucht. Die Konsumenten sitzen dann zusammengesackt und apathisch auf der Straße - der so genannte "fentanyl fold".

    Dass das Zeug jetzt in Deutschland angekommen ist, ist keine Überraschung. Der Konsum anderer harter Drogen, LSD, Kokain, ist in Deutschland inzwischen so hoch wie nie zuvor. Kommt jetzt auch noch das Fentanyl-Elend?

  • Schwabe1 am 12.02.2024 17:45 Uhr / Bewertung:

    Wie soll das gehen. Die Polizei rennt doch immer nur den Fällen hinter her.
    Jeder muß sich selber schützen. Oder das Zeug generell weglassen.

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