München: Stadträtin umarmt Passanten
Wahlkampf mit Anfassen: Ursula Sabathil (Freie Wähler) fällt Fremden in der Fußgängerzone um den Hals. Die Bilder, das Video.
Altstadt - Die Stadträtin steht an einem kleinen Stand mit Sonnenschirm. Hier vorm Karlstor ist es eng, die Passanten laufen Ursula Sabathil direkt in die Arme. Sie händigt ihnen Zettel, Kulis und Blöcke aus. Dann legt sie ihre Arme um die Leute. Und drückt sie.
Donnerstagnachmittag in der Fußgängerzone in der Altstadt: Ursula Sabathil nimmt sich die Münchner zu Brust. Aber warum? Ein Transparent erklärt die Aktion: „Möchten Sie eine unverbindliche Umarmung?“, steht da. Und: „Treten Sie heraus aus dem Stress des Alltags und kehren Sie zu ganz normalen menschlichen Gefühlen zurück.“
Free Hugs nennt man das – Gratis-Umarmungen. Die kennt Sabathil von den USA. Dort hätten sie mal junge Leute umarmt. Einfach so. Ein schönes Gefühl sei das gewesen, sagt Sabathil. Das wolle sie auch hier machen. „Das ist schon meins“, sagt sie – „ich bin jemand, der den Leuten sehr nahe kommt.“
Wie praktisch, dass gerade Wahlkampf ist. Eine Stadträtin zum Anfassen, eine Frau, die anpackt – kommt doch an! Oder? Eine ältere Frau in einem rosa Mantel ist als erste dran. Sabathil reicht ihr erst einen Zettel mit Forderungen: Neunjähriges Gymnasium, mehr Lohn für Altenpfleger, eine U-Bahn nach Pasing, weniger Druck in der Arbeit. Dann drückt sie zu.
Die meisten lassen sie ran. Eine Frau meint, dass es astrologisch gesehen eine günstige Zeit für Umarmungen sei. Ein 22-Jähriger erheitert damit seine Freunde. Und Robert (28) will erst nur einen Block absahnen – findet die Aktion dann aber doch ganz nett. „Ich komme gerade aus dem Urlaub, da bin ich eh tiefenentspannt.“ Ein anderer verbittet sich den Körperkontakt – bleibt aber gern zum Diskurs.
Sabathil greift sich auch den AZ-Reporter. Ihr Mantel ist weich. Ihr Parfum schwer. Ihr Griff nicht zu fest, leicht zögerlich. Der Vollkontakt mit der Freien Wählerin dauert nur kurz. Dann lässt Ursula Sabathil los. tritt zurück, lächelt und sagt: „Sehen’S, war doch gar nicht so schlimm.“
Ursula Sabathil auf Wähler-Fang: Das Video
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