München-Nymphenburg: Fahrrad-Chaos wegen gesperrtem Grünstreifen

Nymphenburg - Es gab Zeiten, da kamen Radler aus dem Münchner Westen ganz fix in die Innenstadt. "Radlstammstrecke" wurde der Weg auf dem Bahndamm neben den S-Bahngleisen zwischen Pasing und der Hackerbrücke genannt. Ein Radlvergnügen, das nur kurz währte. Inzwischen müssen Radfahrer auf gefährliche Nebenrouten ausweichen.
Seit der Bahnhof Laim zugunsten der zweiten Stammstrecke zur Dauerbaustelle geworden ist, gibt's auch keine Schnellverbindung mehr. Am Rand von Neuhausen-Nymphenburg gilt deshalb: Schlängeln und Suchen. Doch dort, wo es am Morgen noch durchging, kann schon am Abend ein Durchfahrverbotsschild angebracht worden sein. So wie jüngst am Grünstreifen an der Margarethe-Danzi-Straße. Ein bei Radlern beliebter Weg durch die Grünanlage ist seit Kurzem als Gehweg deklariert. Anwohner ärgern sich, denn der Pfad führt unkompliziert sowohl zum Schlosspark als auch zu den Schulen und Sportanlagen im Quartier.
Die Straße ist als Gefahrenquelle bekannt
Mit der Neugestaltung des alten Rangierbahnhofs Laim sind in den vergangenen Jahren zwischen Bahn und Schlosspark 1.200 neue Wohnungen entstanden. Im angrenzenden Schulviertel gibt es eine Grundschule mit Tagesheim sowie eine Förderschule.
"Nicht nur Zehntausende Radfahrer zwischen Pasing und Hauptbahnhof müssen nun ohne Grund auf die gefährliche, enge und windige Margarethe-Danzi-Straße ausweichen, sondern auch Kinder und älter Mitbürger", sagt Anwohnerin Julia Kiesselbach. Sie ist empört, da die Straße als Gefahrenquelle bekannt ist. Täglich rollt Schwerlastverkehr durch das Gebiet, eine Verkehrsberuhigung ist angesichts der Baustelle in naher Zukunft nicht in Sicht. Erst Anfang 2024 sollen Stammstrecke, der Bahnhof Laim sowie eine geplante Unterführung für Fußgänger und Radler zur Wotanstraße, die sogenannte Umweltröhre, fertig sein.
Derweil dürfen Lastwagen erst nach Schulbeginn um 8.15 Uhr durch die ohnehin als Tempo-30-Zone deklarierte Margarethe-Danzi-Straße fahren. In der Mittagszeit soll Sicherheitspersonal der Deutschen Bahn Kindern beim Überqueren der Straßen behilflich sein, inzwischen gibt es auch einen Zebrastreifen. Ein Kompromiss, den Bahn, Schulleitungen und Lokalpolitiker geschlossen haben. Denn zusätzlich zum Baustellenverkehr sorgte das Holen und Bringen an den Schulen für Chaos.
Das Baureferat hat Schilder aufgestellt
An der Mathilde-Eller-Schule werden Kinder aus ganz München unterrichtet, sie kommen mit Bussen nach Nymphenburg. Richtig zügig voran kommen Radler in der Straße folglich nicht.
Auf den Radlschnellweg neben der S-Bahn werden sie noch einige Zeit verzichten müssen. Momentan ist er Baustellenstraße und Schuttlager. Dass das so kommen wird, war schon vor der Eröffnung vor zwei Jahren klar, um eine angemessene Umleitung hat sich trotzdem keiner gekümmert. Der offizielle Weg für Radler führt heuer durch Nymphenburg-Süd, über den Christoph-Rapparini-Bogen und die Margarethe-Danzi-Straße.
Wer die viel befahrene Straßen meiden will, muss durch die Wohngebiete an der Winfriedstraße und konnte bislang auch den besagten Fußweg südlich der Margit-Schramm-Straße nutzen. Die Betonung liegt auf konnte, denn wirklich frei für Radfahrer war der Weg dem Kreisverwaltungsreferat (KVR) zufolge nie. Weil das bislang nicht ersichtlich war, habe das Baureferat zusätzliche Schilder aufgestellt, sagt ein KVR-Sprecher. "Von einer Sperrung der Grünanlage für den Radverkehr kann daher keine Rede sein, da das Radfahren dort nie erlaubt war." Eine Umleitung über die Margarethe-Danzi-Straße sei auch deshalb zumutbar, da ein Baustellenverkehr derzeit nur in geringem Umfang stattfinde.
Radler müssen sich also noch etwas gedulden. Und spätestens in sechs Jahren kommt der Radlschnellweg ja wieder – wenn das mit der zweiten Stammstrecke alles klappt.
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