München-Maxvorstadt: Das Uni-Viertel verliert seine Traditions-Metzgerei

Die Bichlers betreiben ihre Metzgerei in der dritten Generation in der Münchner Barer Straße, doch Ende April ist Schluss.
Jasmin Menrad |
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Die Bichlers (v. l.) in ihrer Metzgerei: Anton, Christine, Sabrina und der Mitarbeiter Ivan Gric.
Daniel von Loeper Die Bichlers (v. l.) in ihrer Metzgerei: Anton, Christine, Sabrina und der Mitarbeiter Ivan Gric.

München - Anton Bichler (48) hat es sein Leben lang nicht anders gekannt: Von 5 Uhr in der Früh bis 19.30 Uhr stand er in seiner Metzgerei in der Barer Straße, hat gewurstet, verkauft und geputzt. Schon der Vater hat das so gemacht, schon der Großvater hat das so gemacht. Denn seit 1955 betreiben die Bichlers die Metzgerei neben dem Schelling-Salon. Am 30. April wird die Familie ihren kleinen Laden für immer zusperren.

Schließung aus persönlichen und finanziellen Gründen

"Wir haben ein ganzes Jahr lang überlegt, immer wieder wurde die Für- und Wider-Liste zur Schließung ergänzt, bis das Für stark überwogen hat", sagt Anton Bichler. Auslöser war die Krebserkrankung von Anton Bichlers Frau Christine. "Da haben wir uns überlegt, wie schön das Leben sein könnte, wenn wir Zeit füreinander hätten." Nur, wer Montag bis Samstag in seiner Metzgerei steht und am Sonntagvormittag den Laden herrichtet, der hat wenig Zeit.

Hinzu kam eine behördliche Auflage, die für die Metzgerei eine Investition von rund 20.000 Euro in ein neues Kassensystem bedeutet hätte, das Daten direkt an das Finanzamt übermittelt.

Hier arbeiten nicht nur Anton Bichler und seine Frau, sondern auch deren Tochter Sabrina (27), die beim Papa gelernt hat und "das mit Bravour gemeistert hat", die Schwester von Anton Bichler und ein Verkäufer. Neue Mitarbeiter zu finden, ist schwer. "Wenn einer ausfällt, dann hängt der ganze Laden", sagt Bichler.

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Metzger wechseln zu anderem Betrieb

Auch wenn die Maxvorstädter jetzt zur Krise mehr als sonst in die Metzgerei gehen, so hat Bichler in den vergangenen Jahren doch ein verändertes Essverhalten bemerkt. "Früher gab’s ja nur den Italiener und den Griechen, wo die Menschen zum Essen hingegangen sind. Jetzt haben Sie eine immense Auswahl, essen viel auswärts und kochen nicht mehr so viel", sagt der Metzger.

Wenn am 30. April die Metzgerei Bichler ein letztes Mal öffnet, ist das für die Menschen aus dem Viertel aber kein Abschied von den Bichlers. Sie leben nämlich in dem Haus. Was mit dem Laden passiert, dazu will sich Anton Bichler noch nicht äußern. "Jetzt bringen wir erstmal die Metzgerei schön zu Ende", sagt er. Zusammen mit seiner Tochter wird er als Angestellter in einen anderen Betrieb wechseln.

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