München-Au: Die Mariahilfkirche muss saniert werden
Au - Zuallererst: Niemandem ist bisher beim stillen Gebet in der Mariahilfkirche ein Putzbrocken auf den Kopf gebröselt. Die Kirche ist sicher, betont Peter Völkner von Völkner Architekten, die seit 2010 mit der Restauration des Gebäudes betraut sind.
"Der Verfall droht natürlich nicht aktuell", sagt Völkner, "wie alle Großgebäude ist die Kirche aber unbedingt immer wieder zu warten. Alle 30 Jahre werden Renovierungen fällig." So wie eben jetzt.
Es gibt Teile des Gotteshauses in der Au, die verfallen – und zwar schneller und intensiver als andere, was vor allem an der Zusammensetzung des Gebäudes liegt: Aus mindestens sieben verschiedenen Materialien bestehen Mörtel, Fugen und Ziegelsteine – und passen wegen der unterschiedlichen Beschaffenheit oft nicht perfekt zusammen. Dadurch kann Wasser eindringen, das im Winter gefriert und den Stein sprengt.
Baumaterialien von damals reagieren auf heutige Zustände
Wie das kommt? Niemand hat da bei einer Bestellung gepfuscht: Die Kirche wurde 1840 erbaut und seitdem mehrmals saniert. "Die Stein-Verschiedenheit begann schon kurz nach 1900", sagt Völkner. Es wurden immer wieder neue Steine produziert mit den neuen technischen Gegebenheiten, verbesserten Verfahrensmethoden. Außerdem wurde die Mariahilfkirche im Zweiten Weltkrieg durch einen Bombenangriff stark beschädigt und musste zum großen Teil neu aufgebaut werden.
"Jede Sanierung ist natürlich auch ein Kind ihrer Zeit", sagt Völkner. "In den Sechzigern wurde viel mit Beton gebaut, weil man dachte, dass das langfristig sehr, sehr haltbar ist." Inzwischen denkt man anders darüber. Auch war im 19. Jahrhundert die Luft viel reiner als sie es heute ist – die Baumaterialien von damals reagieren auf heutige Gegebenheiten natürlich anders.
Seit mehreren Monaten bereits ist eine Seite der Turmfassade eingerüstet – Fachfirmen untersuchen seit einem guten Jahr das Gemäuer, ziehen Bohrkerne aus der Fassade, untersuchen sie im Labor. Die Kirche wurde komplett neu vermessen und detailliert in Augenschein genommen mit einer Drohnen-Kamera. "Damit haben wir jetzt einen sehr guten Überblick über den Zustand der Fassaden", sagt Völkner.
Es gibt noch nicht für alle Untersuchungen Ergebnisse und darum keine abschließende Bewertung, aber: "Am höchsten ist der Renovierungsbedarf an den 200 Jahre alten Natursteinen der Ziegelfassaden, am Turm und speziell der Turmspitze – Turmhelm genannt – aus durchbrochenen Beton-Fertigteilen", erläutert der Architekt. Auch, weil die Glocken im Turm immerzu Schwingungen erzeugen.
Zehn Millionen Euro hat das Architekten-Büro veranschlagt
Das Denkmalamt hat für die Grundausrichtung der geplanten Arbeiten schon grünes Licht gegeben. Die vom Büro Völkner geschätzten Kosten, die auch im Sanierungskonzept stehen, betragen etwa zehn Millionen Euro. Bis zum Herbst soll das Konzept beim Erzbischöflichen Ordinariat München eingereicht werden.
Pfarrer Michael Schlosser ist optimistisch, dass Gelder bewilligt werden, weil die Kirche innerhalb Münchens so wichtig ist: Sie ist eine von wenigen freistehenden Großkirchen und wird gut besucht, zum Beispiel bei der dreimal im Jahr stattfindenden Dult. "Es wird was gemacht, da bin ich mir sicher. Wann und wie viel, hängt von vielen Faktoren ab. Aber das ist nun einmal Kirche: Wir denken sowieso in Jahrhunderten."
Für Besucher gibt’s übrigens fast keine Einschränkungen – allein der Rundgang oben im Turm ist zur Zeit ein 70-Prozent-rundum-Gang. Aber auch der ist ja noch schön.
- Themen: