Luise-Kiesselbach-Tunnel: Endlich unterirdisch

Nach acht Jahren Bauzeit heißt es im Luise-Kiesselbach- Tunnel ab 27. Juli: Freie Fahrt! Wie es unter der Erde aussieht und was an der Oberfläche alles geplant ist.
von  Lisa Marie Albrecht
© Lisa Marie Albrecht

Eigentlich möchte man sofort eine Probefahrt machen, wenn man sieht, wie neu, modern und vor allem herrlich leer Münchens längster Ring-Tunnel jetzt schon aussieht. Doch ein klein bisserl Geduld braucht’s noch. Am Samstag, 25. Juli, steigt das große Bürgerfest zur Eröffnung, am darauffolgenden Montag wird der Tunnel dann endlich für den Verkehr freigegeben.

Die monströse Dauerbaustelle sorgte jahrelang für lange Staus. 2007 begannen die Arbeiten am Gesamtprojekt, Kanalbaumaßnahmen und ähnliche Vorarbeiten. 2009 wurde dann mit dem eigentlich Tunnelrohbau begonnen.

Jetzt ist der Luise-Kiesselbach-Tunnel 1500 Meter lang und mit 398,5 Millionen Euro Münchens derzeit teuerstes Bauprojekt. Diese Summe könne auch eingehalten werden, bestätigt Projektleiter Johann Wittmann: „Wir liegen sogar etwas darunter.“

Einer der Kostenfaktoren ist die Sicherheit, auf die unterirdisch besonderen Wert gelegt wurde. Der gesamte Tunnel ist lückenlos kameraüberwacht. Registrieren die Kameras ein ungewöhnliches Ereignis, zum Beispiel ein stehendes Fahrzeug in einer Pannenbucht, können die Bilder sofort auf einen Alarmmonitor der Tunnelüberwachung geschaltet werden. Die Kamerabilder können bis zu 72 Stunden aufgehoben werden, auch um mögliche Unfälle rekonstruieren zu können.

Entlang der Fahrbahnen wurden ein Meter breite Notgehwege angelegt, in der Mittelwand gibt es alle 60 Meter grün erleuchtete Fluchttüren. Damit denen das Licht nicht sofort ausgeht, wenn es mal zu einem Stromausfall kommt, befindet sich in den Betriebsstationen eine Notstromversorgung. Vier Dieselgeneratoren können den Strom zwischen 24 und 36 Stunden am Laufen halten. Bereits seit Mai wurden alle Sicherheitsvorkehrungen getestet, einschließlich Brandschutz (mit Echtfeuer!) und ausreichender Belüftung.

Seit 30. Juni ist der Tunnel offiziell abgenommen, seitdem wird er 24 Stunden überwacht. Spazieren zum Beispiel Neugierige zu Fuß hindurch, erkennen die Kameras die Veränderung im Tunnel und melden sie. Dann gibt es eine Art Warnsignal, bei dem auf der Anzeige an der Tunneleinfahrt in leuchtenden Lettern „Fußgänger“ geschrieben steht.

Ganz wichtig: An sieben Stellen im Tunnelverlauf hängen scharfe Kameras: Hier wird geblitzt. Erlaubt sind Tempo 60, mit Ausnahme des Bereichs entlang der Murnauer Straße: Weil die erst rückgebaut werden muss und bis 2016 nur eine Spur befahrbar ist, gilt hier vorübergehend Tempo 30.

Wenn der Hauptverkehr des Mittleren Rings unterirdisch fließt, können die Oberflächenarbeiten in die entscheidende Phase gehen. Sie werden voraussichtlich erst Ende 2017 abgeschlossen sein. Dazu gehört auch der Rückbau der provisorischen Fahrbahnen, die Platz machen sollen für neue Straßen, Geh- und Radlwege oder Baumgräben.

Luise-Kiesselbach-Platz: Münchens größte Baustelle!

Die Bauarbeiten an der Garmischer Straße sollen bis Herbst 2016 abgeschlossen sein, auf dem Luise-Kiesselbach-Platz geht’s schneller: Ende 2015 wird der Verkehr zwischen Albert-Roßhaupter Straße/Waldfriedhofstraße und Murnauer Straße sowie im Bereich der Südparkalle/Olympiastraße auf die endgültigen Fahrbahnen verlegt. Dann folgen Grünflächen und Baumbepflanzung. Als Letztes sind der Abschnitt Krüner bis Scharnitzstraße und der Ausbau an der Querung zwischen Friedrich-Hebbel-Straße und Höglwörther Straße dran.

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