KZ-Außenlager Allach: Würdig erinnern – aber wie?
Allach - Erst als erwachsene Frau entdeckte Anusch Thiel, an welchem befleckten Ort sie großgeworden ist – auf dem Areal des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau-Allach.
Nach dem Krieg waren fast alle Baracken abgerissen worden. Ab 1952 war der Lagerkomplex unter den neuen Häuserblocks der Wohnsiedlung Ludwigsfeld verdeckt. Die 70-jährige sagt, was viele Ludwigsfelder denken: "Ich möchte, dass würdiger an die Geschichte erinnert wird".
2017 wurden menschliche Skelette entdeckt
Bei der Suche nach einem Massengrab sind 2017 auf dem früheren KZ-Gelände Skelette von zwölf Menschen gefunden wurden. Nun schreitet die Stadt München nach 73 Jahren zur Tat. Angemessen an das KZ auf Münchner Stadtgebiet erinnern – aber wie? Dazu haben die KZ-Gedenkstätte Dachau und das Kulturreferat eine Studie vorgestellt. "Was ist sinnvoll, wünschenswert, machbar?", lauteten die Fragen.
Vom großen Lager, in dem am 30. April 1945 über 20.000 Menschen vegetierten, ist die Sanitärbaracke übrig. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Zwei Tafeln erinnern hier an Tausende von Häftlingen, die für die Rüstungsproduktion von BMW Zwangsarbeit leisten mussten. Hunderte starben an den Folgen.
Am Mittwoch gab es erste Vorschläge zum Gedenkkonzept:
- Kleinste Variante: Ein Erinnerungsstein und eine Doku-Plattform auf dem ehemaligen KZ-Friedhof Karlsfeld (Fundort der Skelette), neben dem Fußballfeld des TSV Ludwigsfeld.
- Mittlere Variante: Eine Gedenkfläche von 700 Quadratmetern im Grün mit einer Infoplattform. Gedenkort wäre die Wiese im Westen der Baracke (links mit Birke). Zweimal im Jahr (KZ-Befreiung und am 9. November) finden hier traditionell die Erinnerungsfeiern statt.
- Großzügige Variante: Ein "Doku-Park" um die Gebäude Granatstraße 8 und 10: Möglich wäre eine parkähnliche Anlage, zwei Fußballfelder groß, mit Ausstellungstafeln. Dazu ist ein Gedenkstein am alten KZ-Friedhof geplant.
Die Eigentumsverhältnisse sind schwierig
Überlebende, deren Nachfahren, Schüler und Azubis von BMW, sind Teil der Zielgruppe, erläutert Jochen Ramming von der Beraterfirma frankonzept aus Würzburg. Laut seiner Machbarkeitsstudie könne man jeodoch nicht mit mehr als 300 Besuchern im Jahr rechnen. Die Baracke ist denkmalgeschützt und wäre prädestiniert für ein Museum mit Begegnugsraum. "Warum soll sie leer bleiben? Damit der neue Erinnerungsort wenig Pflege und Personal kostet", vermutet eine Besucherin.
Historiker Klaus Mai, der die Geschichte des Lagers intensiv recherchiert hat, regt an, auch Namen von Toten zu nennen: "Denn das war ein Ort des Schreckens". Kompliziert für die Planung sind die Eigentumsverhältnisse. Denn: Der Bund hat den früheren KZ-Grund 2007 privatisiert - der Stadt München gehört nur der Fußballplatz. Klaus Mai regt an: "Die Stadt sollte Baracke und Kantine erwerben – zur bürgerschaftlichen Nutzung."
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