Kater Paulchen aus Loch gerettet
Schwabing/Neuhausen -Paulchen liebt seine Freiheit. Vor fünf Wochen verließ der Kater sein Frauchen in der Schleißheimer Straße in Neuhausen. Zwei Wochen lang.
Am 9. Januar hörte ein Mitarbeiter eines Telefonanbieters in der Schachenmeierstraße jämmerliches Miauen – es schien aus einer Hauswand zu kommen. Der Mann folgte den Lauten und sah den Schwanz einer Katze, der halb unter der Mauer rausschaute. Der Mann grub, so weit er kam – dann rief er die Tierrettung.
Als Tierarzt Patrick Wagmeister Paulchen herausgezogen hatte, war der nur noch Haut und Knochen. „Er war total abgemagert“, sagt seine Besitzerin Esther Ehmer. „Er hatte ja die ganze Zeit über nichts gegessen.“ Acht Kilo hatte der sechsjährige Kater vor seinem Ausflug auf den Rippen. Jetzt sind’s 2,4 Kilo.
Dem Tierarzt fiel auch auf,. dass das Tier seine hintere Körperhälfte nicht mehr aus eigener Kraft nach oben drücken konnte – und leitete Notmaßnahmen ein: Venenzugang, Infusion, Schmerzmittel. Laut der Tierrettung war Paulchens Zustand „sehr kritisch“. „Er hat sich an der Wirbelsäule verletzt“, sagt Veterinär Wagmeister.
Noch dazu war der Kater äußerst schwach – er hatte sich schließlich wochenlang nicht bewegt. „Das ist wie bei Menschen“, sagt Wagmeister. „Wenn Sie einen Arm im Gips haben, sind die Muskeln nach drei Wochen um die Hälfte geschwunden.“ Anhand des Muskelschwunds bei Paulchen könne man davon ausgehen, dass er etwa zwei Wochen im engen Loch steckte.
Wagmeister ging beim geschwächten Tier kein Risiko ein: Er brachte Paulchen in die Chirurgische Tierklinik der LMU. Dort wurde der Kater stabilisiert und geröntgt. Dabei kam raus: die Wirbelverletzung ist nicht schlimm. Bis vergangenen Montagabend blieb Paulchen in der medizinischen Kleintierklinik der LMU – dann durfte er wieder heim.
Wem der Kater gehört, erfuhr die Tierrettung aus dem Haustierregister „Tasso“. Esther Ehmer hatte sich natürlich gefragt, wo ihr Liebling bloß stecken könnte – und ihn dort als vermisst gemeldet. Davor hatten sie und ihre Tochter Marie (15) es mit Flugzetteln und beim Tierheim versucht. Sie hatten die Hoffnung schon fast aufgegeben.
Jetzt kümmern sich die beiden besonders liebevoll um ihren Kater: Weil Paulchen anfangs nicht alleine laufen konnte, bauten sie die Wohnung „katzenbehindertengerecht“ aus, sagt Esther Ehmer. „Ich habe ihn in der Wohnung herumgeschoben und ihm fünf Mal am Tag die Pfoten massiert.“
Mittlerweile kann Paulchen wieder gehen, hat aber mächtig Hunger. „Er würde am liebsten den ganzen Tag essen, aber das geht ja nicht“, sagt Ehmer. Seinen Napf füllt sie trotzdem alle drei Stunden – und es gibt wohl nichts, das sie gerade lieber täte.