Impf-Chaos in Riem: 86-Jährige weggeschickt - trotz Termin!

Riem - Rose-Marie H. (86) bekommt schlecht Luft, die Lungenbläschen gehen nicht mehr so auf, wie sie sollen. Das ist eine Folge der Lungenkrankheit, die die betagte Dame vor ein paar Jahren hatte, damit gehört sie zur Corona-Risikogruppe.
Impfzentrum-Mitarbeiter schickt Münchner Seniorin nach Hause
Umso erleichterter war Tochter Sabine (48), als sie letzten Dienstag nach mehreren Anrufen über die städtische Impf-Telefonhotline einen Termin für ihre Mutter im Impfzentrum in Riem bekam.
Und zwar für Mittwoch, 10.45 Uhr. Sabine H., die nicht in München lebt, organisierte ein Taxi mit Begleitdienst, die alte Dame war pünktlich am Ziel und stellte sich in die Warteschlange. Doch eine gute Stunde später war die Reise jäh zu Ende.
Denn ein Mitarbeiter des Impfzentrums stoppte sie. "Er hat gesagt: Sie stehen nicht auf der Liste", berichtet Rose-Marie H. der AZ, "und dann hat er mich einfach wieder weggeschickt." Sie sei gar nicht dazugekommen, zu sagen, dass sie lungenkrank sei. Schriftlich nachweisen konnte sie den Termin auch nicht, denn er war ja telefonisch vergeben worden, nicht online.
86-Jährige hatte Impftermin: "Sie hätte eingelassen werden müssen"
"Er sagte, ich hätte keinen Termin und damit basta", sagt die Seniorin. "Ich war fix und fertig und bin wieder heimgefahren. Wirklich, ich habe eine andere Auffassung von Ordnung, sowas kann man eigentlich nicht verzeihen."
Was war passiert? Stocksauer meldete sich die Tochter der Seniorin erneut bei der Hotline, um sich über den Vorgang zu beschweren. Wenig später habe sich ein Verantwortlicher aus dem Impfzentrum bei ihr zurückgemeldet.
"Und jetzt wurde es restlos wirr", erzählt sie. "Der Mann sagte nämlich, dass er das selber nicht versteht, denn meine Mutter sei sehr wohl mit ihrem Termin im System zu sehen. Sie hätte eingelassen werden müssen." Einzige Erklärung, die es gab: Die Security habe sie wohl versehentlich weggeschickt.
Münchner Impfzentrum bedauert den Vorfall
"So etwas darf einfach nicht passieren bei einer 86-jährigen Frau, für die es anstrengend ist, eine so weite Strecke zum Termin zurückzulegen", sagt Tochter Sabine H. Dass sie für Taxi und Begleitdienst obendrein 120 Euro gezahlt habe, "für nichts und wieder nichts", sei da noch das kleinste Problem, "man kann doch so alte Menschen nicht so herumschicken."
Das zuständige Gesundheitsreferat erklärt auf AZ-Anfrage, dass übers städtische Impftelefon vereinbarte Termine "von den Mitarbeitern des Callcenters ins bayerische Registrierungsportal BayIMCO eingetragen" werden. Das Impfzentrum erhalte täglich aus BayIMCO die Liste mit den Impfterminen für den aktuellen Tag.
"Bislang liegen uns keine Beschwerden vor, dass telefonische Terminvereinbarungen nicht geklappt hätten", erklärt eine Sprecherin der AZ. Und: "Wenn jemand nicht auf der Liste steht, sind die Sicherheitskräfte angehalten, immer Rücksprache mit der Einsatzleitung zu halten. Wir bedauern sehr, dass Frau H. diese Unannehmlichkeiten hatte."
Eins immerhin hat die Beschwerde der Tochter bewirkt. Rose-Marie H. hat für Freitag, zwei Tage nach dem ersten Impfversuch, erneut einen telefonischen Termin im Impfzentrum in Riem bekommen. Diesmal klappte alles reibungslos.