Holocaust-Leugner geht im Sonntagsgottesdienst auf Pfarrer in Münchner Kirche los

Ein 44 Jahre alter Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma taucht an zwei Sonntagen in einer Kirche auf der Schwanthalerhöhe auf, um den Holocaust zu leugnen und wirre Theorien über die Vernichtungslager der Nazis zu verbreiten.
von  Ralph Hub
Reichsbürger bei einer Demonstration in München. (Archivbild)
Reichsbürger bei einer Demonstration in München. (Archivbild) © -/dpa

Schwanthalerhöhe - Der Pfarrer der Kirche auf der Schwanthalerhöhe griff sofort ein, als der Mann am 9. März, einem Sonntag, gegen 11 Uhr gleich im Anschluss nach der Messe begann, Unsinn zu reden. Der 44-Jährige leugnete nicht nur den Mord an sechs Millionen Juden im Dritten Reich, er behauptete auch, die Juden hätten die Konzentrationslager selbst errichtet.

Beim zweiten Besuch wird der Täter handgreiflich

Der Pfarrer widersprach dem Holocaust-Leugner entschieden und setzte ihn dann vor die Tür. Zudem erteilte er dem Besucher ein Hausverbot. Eine Woche später, am 16. März, tauschte der Mann wieder am Sonntag gegen 10 Uhr vor der Kirche auf, um den Holocaust erneut zu leugnen. Der Pfarrer erinnerte den 44-Jährigen, dass er ihm bereits Hausverbot erteilt habe.

Doch das interessierte den Angestellten eines Sicherheitsdienstes nicht. Im Gegenteil, er stieß den Pfarrer zur Seite und drang in die Kirche ein. Zeugen verständigten den Polizeinotruf. Als eine Polizeistreife wenig später eintraf, wiederholte der Holocaust-Leugner seine Parolen.

44-Jähriger wird der Reichsbürgerszene zugerechnet

Als die Beamten seine Papiere sehen wollten, präsentierte er ihnen ein Fantasiedokument, das der Mann als "Personenausweis" bezeichnete.

Der 44-Jährige könnte vermutlich der Reichsbürgerszene zugerechnet werden, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch. Der Mann ist bereits beim Staatsschutz aktenkundig, zudem wurde gegen den Münchner bereits wegen Körperverletzung und Beleidigung ermittelt.

Die sogenannten Reichsbürger sind keine einheitliche Bewegung

Der 44-Jährige wurde wegen Volksverhetzung und Hausfriedensbruch angezeigt. Das Kommissariat 44 hat die weiteren Ermittlungen übernommen. Die sogenannten Reichsbürger sind keine einheitliche Bewegung: Einige sehen sich als Staatsoberhäupter ihres eigenen kleinen Reiches mit eigenen Ausweisen und Nummernschildern. Diese nennt der Verfassungsschutz Selbstverwalter. 

Als verbindendes Element der Szene gilt die fundamentale Ablehnung der Existenz oder Legitimität der Bundesrepublik Deutschland sowie deren Rechtsordnung. Bundesweit rechnen die Behörden etwa 25.000 Personen der Szene der sogenannten Reichsbürger und Selbstverwalter zu.

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