Historischer Bauernhof in München wird trotz Denkmalschutz abgerissen – Widerstand gegen Investoren-Pläne

Jahrzehntelang verfiel eines der letzten Zeugnisse des alten, bäuerlichen Pasinger Ortskerns – bis es teilweise sogar einstürzte. Jetzt wird ein Teil des Riegerhofs in München zwar saniert, doch im Viertel stoßen die Pläne eines Investors auf Widerstand.
Eva von Steinburg
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
4  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Der noch bestehende Teil des Riegerhofs ist verrammelt. In das Denkmal sollen Wohnungen gebaut werden.
est 6 Der noch bestehende Teil des Riegerhofs ist verrammelt. In das Denkmal sollen Wohnungen gebaut werden.
Der noch bestehende Teil des Riegerhofs ist verrammelt.  Zumindest das vordere Bauernhaus inklusive Stall bleiben stehen. In das Denkmal sollen Wohnungen gebaut werden.
Pasing Riegerhof Denkmalschutz Abriss 6 Der noch bestehende Teil des Riegerhofs ist verrammelt. Zumindest das vordere Bauernhaus inklusive Stall bleiben stehen. In das Denkmal sollen Wohnungen gebaut werden.
Alles vernagelt. Immerhin, ein Teil des Gebäudes wird saniert - nach jahrlangem Verfall.
Pasing Riegerhof Denkmalschutz Abriss 6 Alles vernagelt. Immerhin, ein Teil des Gebäudes wird saniert - nach jahrlangem Verfall.
Die Ansicht des historischen Hofs von der Planegger Straße aus.
Pasing Riegerhof Denkmalschutz Abriss 6 Die Ansicht des historischen Hofs von der Planegger Straße aus.
Unter dem Häuschen nahe der Planegger Straße verbirgt sich die Rampe zur Tiefgarage. Ortskundige prognostizieren, dass die Tiefgaragenausfahrt an dieser Stelle, nahe an Ampel und Kurve, Verkehrsprobleme auslösen wird.
Generalbau Bayern 6 Unter dem Häuschen nahe der Planegger Straße verbirgt sich die Rampe zur Tiefgarage. Ortskundige prognostizieren, dass die Tiefgaragenausfahrt an dieser Stelle, nahe an Ampel und Kurve, Verkehrsprobleme auslösen wird.
Juli 2023: Hinter dem Bauzaun sieht man den eingestürzten Gebäudeteil.
Pasing Riegerhof Denkmalschutz Abriss 6 Juli 2023: Hinter dem Bauzaun sieht man den eingestürzten Gebäudeteil.

Pasing - Die Scheune des alten Riegerhofs in Pasing ist schon lange zusammengebrochen. Eine Abrissfirma hat die überwucherten Steine in der Planegger Straße 20 jetzt zusammengeschoben und weggefahren. Die letzten Pfosten des Bauernhof-Stadls – sie sind abgerissen. Das geschah mit Genehmigung der Lokalbaukommission. Obwohl der alte Riegerhof im alten Pasinger Ortskern unter Denkmalschutz steht. Das Gehöft wurde um 1800 erbaut.

Juli 2023: Hinter dem Bauzaun sieht man den eingestürzten Gebäudeteil.
Juli 2023: Hinter dem Bauzaun sieht man den eingestürzten Gebäudeteil. © Pasing Riegerhof Denkmalschutz Abriss

Der historische Riegerhof in Alt-Pasing verfiel jahrzehntelang

"Hier sieht man einmal wieder, was passiert, wenn man ein historisches Gebäude jahrzehntelang verfallen lässt. Am Ende bekommt man die Abrissgenehmigung", bedauert Frieder Vogelsgesang (CSU), BA-Vorsitzender von Pasing-Obermenzing den Teil-Abriss. "Für mich ist es nicht nachvollziehbar, wenn man diese Abbrüche erlaubt, wie auch die der alten Schlosswirtschaft in Planegg." 

In Pasing bleibt zumindest das vordere Bauernhaus inklusive Stall stehen. Es wird ab sofort aufwendig saniert. Fünf Wohnungen und eine Gewerbeeinheit sollen in das Denkmal hinein. 2011 hatte es in dem beschädigten Vorderhaus gebrannt. Die Rußspuren sind bis heute um die zugenagelten Fenster zu erkennen.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Planegger Straße im Pasinger Dorfkern: Investoren wollen hier neu bauen

Eine Investorengruppe möchte im hinteren Teil des Grundstücks jetzt ein neues Wohnhaus mit zwei Tiefgaragen errichten. 30 neue Wohnungen soll der alte Pasinger Dorfkern so erhalten, teilweise mit Terrasse und einem Gartenanteil. Die bäuerliche Fassade zur Planegger Straße wird renoviert. Das freut Frieder Vogelsgesang wiederum: "Es gibt Gebäude, die zwingend zu Pasing gehören. Man sollte geschichtliche Merkmale stehenlassen." 

Unter dem Häuschen nahe der Planegger Straße verbirgt sich die Rampe zur Tiefgarage. Ortskundige prognostizieren, dass die Tiefgaragenausfahrt an dieser Stelle, nahe an Ampel und Kurve, Verkehrsprobleme auslösen wird.
Unter dem Häuschen nahe der Planegger Straße verbirgt sich die Rampe zur Tiefgarage. Ortskundige prognostizieren, dass die Tiefgaragenausfahrt an dieser Stelle, nahe an Ampel und Kurve, Verkehrsprobleme auslösen wird. © Generalbau Bayern

Viertel-Politker lehnten den Entwurf für den Riegerhof ab, die Stadt München genehmigte ihn

Als funktionierenden Bauernhof kennt der BA-Chef den alten Riegerhof zwar nicht, doch als Pasinger Steinmetzbetrieb. Im Hof des Gehöfts stellte der Handwerker seine großen Steinplatten aus. Die Pasingerin Maria Osterhuber-Völkl, Jahrgang 1955, erinnert sich an andere bäuerliche Spuren in ihrem Stadtviertel: "Ich weiß noch, wie in der Maria-Eich-Straße, gegenüber vom Krankenhaus, die Kühe gegrast haben." Die Stadtviertelpolitikerin von der CSU ist Mitglied im Planungsausschuss des Bezirksausschusses: "Wir haben die aktuelle Bauplanung abgelehnt, weil der Investor zwei Tiefgaragen-Ausfahrten zur Planegger Straße bauen will. Die sind in unseren Augen ein Problem."

Lesen Sie auch

Die Stadt München hat die aktuelle Planung jedoch im August 2023 genehmigt. Der Bauherr plant in der Planegger Straße 20, zuerst das Bauernhof-Denkmal zu stabilisieren, das Mauerwerk im früheren Stallbereich ist stark angegriffen. Projektleiter Mazhar Kochan: "Danach soll die Baugrube für den Neubau im hinteren Grundstück ausgehoben werden."

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
4 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Wickie712 am 19.02.2024 07:40 Uhr / Bewertung:

    Der Hof verfiel immer mehr, zwischenzeitlich mit Feuer und co. Nun hat sich endlich einer erbarmt und will dort etwas neues bauen, auch wieder nicht recht.
    Die Pläne schauen doch gut aus.
    Und die Tiefgarage ist doch kein Problem, wo soll da eines sein? Zum einem ist dort Tempo 30 angesagt, es gibt eine LZA, aus der Engelbertstr. muss man auch raus, andere Hofeinfahrten gibt es auch.

  • tutnixzursache am 18.02.2024 14:41 Uhr / Bewertung:

    wenn Jahrzehnte lang niemand in solch einem Gebäude wohnen oder es anderweitig nutzen will, dann hat das Gründe: zu niedrige Decken, zu kleine Räume, völlig marode Installationen. Dann haben unsere Vorfahren das getan, weswegen Städte lebendig geblieben sind und wachsen konnten: Abgerissen und etwas zeitgemäßeres, besser passendes, größeres gebaut. Wegen jeder alten Bruchbude aufs neue anzustimmen, dass "welche auch immer alte Zeit" verschwindet ist lächerlich.

  • Wichtig am 16.02.2024 10:37 Uhr / Bewertung:

    Es gilt wohl das Bayerische Denkmalschutzgesetz. Demnach muss noch ein gewisses Maß an denkmalgerechter Bausubstanz vorhanden sein (ist es aber wohl kaum wegen des Brandes und des Einsturzes). Außerdem muss die Instandsetzung für den Eigentümer zumutbar sein, also wirtschaftlich. Da denke ich ist ein Neubau besser. Wer hat in diesem dörflichen Ambiente eigentlich die Moschee genehmigt? Die Politik der Stadt passt doch hinten und vorne nicht zusammen!

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.