Hier kontrolliert der Polizeichef persönlich
Die Polizei nimmt sich Motorradfahrer vor – mit versteckter Kamera. Polizeichef Robert Kopp ist vor Ort.
Putzbrunn - Schwarze Ledermontur, den Helm lässig unter den Arm geklemmt, so lehnt Robert Kopp an seiner Triumph Street Triple. Hier kontrolliert der Chef persönlich. Münchens Polizeivizepräsident ist ein leidenschaftlicher Motorradfahrer.
Seit dem frühen Morgen sind Kopps Kollegen im Münchner Süden nahe Putzbrunn unterwegs: Auftakt der Aktion Motorradsicherheit.
Ein Chopper-Fahrer wird herausgewinkt. Das Dröhnen seiner Maschine ist von weitem zu hören. Die Polizisten nehmen die Maschine unter die Lupe. „Die hab’ ich schon so gekauft“, versucht sich der Biker herauszureden. Doch die Beamten kennen die Tricks und auch die Ausreden.
Mehr interessieren sie Raser. Deshalb sind an diesem Tag auch zwei Kollegen mit getarnten Maschinen unterwegs. Die sind speziell ausgerüstet – mit einer in der Frontverkleidung versteckten Kamera; Monitor und Festplatte befinden sich im Motorradkoffer an der Seite.
„Viele Biker überschätzen einfach ihr Können“, sagt Robert Kopp. „Gerade jetzt, weil die Routine über den Winter etwas eingerostet ist.“
Kopp fährt seit seinem 15. Geburtstag. Mit einem Mofa fing es an. Heute sitzt er auf einem „Naked Bike“ von Triumph. Gut 100 PS, knapp 220 Sachen Spitze. „Da juckt es schon manchmal in den Fingern, auf der Autobahn so richtig Vollgas zu geben“, gesteht der Polizeichef.
Zu hohes Tempo, zu hohes Risiko – die Folgen: 1055 Verkehrsunfälle mit Motorradfahrern im Großraum München, 829 verletzte Biker und sechs Tote in der Saison 2013. Wie schnell etwas passieren kann, hat Kopp am eigenen Leib erfahren. „Das war bei einer Fortbildung, wir sind auf den Maschinen bis an die Grenzen gegangen. Schon bin ich geflogen“, erzählt er.
Sein eigener Sohn ist vor drei Jahren nur knapp mit dem Leben davongekommen. Nahe Bad Tölz nahm ihm ein Bauer auf einem Traktor die Vorfahrt. „Der Bub flog 60 Meter durch die Luft“, sagt Robert Kopp. In dem Moment spricht nicht der Polizist, sondern der besorgte Vater: „Überlebt hat mein Sohn nur dank Schutzkleidung und Rückenprotektor.“
Am Montag sind die meisten Biker im Münchner Süden ziemlich gesittet unterwegs. Der Morgen ist kühl. Da sorgt schon der Fahrtwind dafür, dass keiner zu schnell fährt.